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Jens Lundsgaard-Hansen

Energiestrategie 2050 – das Eis ist dünn. Die Schweiz und Deutschland auf neuen Wegen

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2013 (NZZ Libro); 273 S.; 37,- €; ISBN 978-3-03823-857-7
„Seit gut 40 Jahren sind in der Schweiz Kernkraftwerke am Netz. […] Doch im Frühjahr 2011 kam alles anders. Wenige Tage und Wochen nach dem Reaktorunglück von Fukushima in Japan […] setzte die Politik zur Kehrtwende an: schrittweiser Ausstieg aus der Kernenergie, verknüpft mit einer ehrgeizigen Klimapolitik.“ (11) Jens Lundsgaard‑Hansen – er war im Laufe seiner beruflichen Laufbahn unter anderem Pressechef der SVP – zeichnet nach, warum es innerhalb weniger Wochen nach Fukushima zu dieser politischen Kehrtwende bei nahezu allen Schweizer Parteien kam. Die Ursache sieht er in den für den Herbst 2011 angesetzten eidgenössischen Wahlen: „Die Kernenergie war zum nationalen Wahlkampfthema geworden.“ (18) Dass sich die Mehrzahl der Parteien und der Bundesrat innerhalb weniger Tage von der Kernenergie verabschiedeten und im Mai 2011 die sogenannte Energiestrategie 2050 vorlegten, ist für ihn unverständlich. Diese hält er für eine „große Kiste“ und die Ziele für „atemberaubend“: „Die Kernkraftwerke gehen vom Netz, 40 Prozent des heutigen Stroms fallen weg. […] Kein anderes Land der Welt – vielleicht mit Ausnahme Deutschlands – geht diesen radikalen Weg.“ (107) Der Autor führt eine Vielzahl an Gründen an, mit denen er seine Ablehnung des Konzeptes des Bundesrates zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 begründet. Um nur einige wenige zu nennen: Es entstehen Mehrkosten von mindestens 30 Milliarden Franken, doch der Bundesrat verschleiere die exakten Kosten. Vorteile für die Umwelt sieht er auch nicht, wenn der „grüne Strom die CO2‑arme Kernenergie“ (234) ersetzt. Zudem stehen kleine Wind‑ oder Wasserkraftwerke oft in unberührter Natur, sodass ein großer ökologischer Schaden entstehe, der Nutzen in Form von zusätzlichem Strom sei hingegen gering. Der Ausstieg aus der Kernenergie sei keine Voraussetzung für die Klimapolitik, vielmehr führe dieser zum „Einstieg in fossile Stromproduktion“ (244). Die Strategie habe eine „planwirtschaftliche Schlagseite“ und bedeute eine „Gängelung des Menschen, die nicht zur freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Ordnung der Schweiz“ (243) passe. Für umsetzbar hält er sie nur dann, wenn sie in eine internationale Entwicklung (etwa der EU) und in ein internationales Klimaabkommen eingebettet werde, denn: „Eine erfolgreiche Klimapolitik bedingt globales Handeln, eine weltweite Technologieentwicklung und eine Konzentration auf fossile Energie und CO2, und zwar bei Nachfrage und Angebot.“ (244)
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.263 | 3.5 | 2.343 | 2.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Jens Lundsgaard-Hansen: Energiestrategie 2050 – das Eis ist dünn. Zürich: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36608-energiestrategie-2050--das-eis-ist-duenn_44577, veröffentlicht am 16.01.2014. Buch-Nr.: 44577 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken