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Detlev Möller

Endlagerung radioaktiver Abfälle in der Bundesrepublik Deutschland. Administrativ-politische Entscheidungsprozesse zwischen Wirtschaftlichkeit und Sicherheit, zwischen nationaler und internationaler Lösung

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009 (Studien zur Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte 15); 390 S.; brosch., 56,50 €; ISBN 978-3-631-57579-6
Geschichtswiss. Diss. HSU Hamburg; Gutachter: H.-J. Braun, B. Wegner. – Der Autor analysiert die administrativ-politischen Entscheidungsprozesse zur Frage der Beseitigung und Entsorgung radioaktiver Abfälle zwischen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit einerseits und nationalen sowie internationalen Lösungsoptionen andererseits. Der Betrachtungszeitraum reicht von 1955, dem Jahr des Einstiegs der Bundesrepublik in die friedliche Nutzung der Kernenergie, bis zum Jahr 1979, dem Jahr, in dem durch den „Entschluss der Niedersächsischen Landesregierung, zwar die Erkundung des Salzstocks Gorleben als Endlager, nicht aber die Wiederaufarbeitung auf ihrem Landesgebiet zuzulassen, [...] das Konzept eines Integrierten Entsorgungszentrums“ (19) scheiterte. Möller stützt seine Untersuchung auf eine breite Quellenbasis, die neben Informationsgesprächen mit damals beteiligten Akteuren die inner- und interministerielle Kommunikation der verschiedenen im Laufe der Zeit mit dem Thema befassten Ministerien, Behörden und Beratungsgremien umfasst. Er fragt nach den Wahrnehmungen und persönlichen Einschätzungen zur Frage der Endlagerung, nach unternommenen Maßnahmen, Prioritätensetzungen und Strategien gegenüber der Öffentlichkeit. Einen Schwerpunkt nehmen die Entscheidungsprozesse bezüglich des Salzbergwerks Asse II ein. Möller zeichnet detailliert nach, wie der Verwendungszweck für das ursprünglich als Versuchseinrichtung vorgesehene Salzbergwerk innerhalb weniger Jahre stufenweise erweitert wurde. Bereits 1968 sei deutlich geworden, dass es „für Jahrzehnte als einziges Endlager für alle Aktivitätsklassen“ (185) dienen sollte. Damit sei die Endlagerungsfrage zunächst kein politisch vordringliches Thema mehr gewesen. Der Ausbau der Kernenergie in den 70er-Jahren „erfolgte unter der (riskanten) Annahme, dass das Grubengebäude des für alle Arten radioaktiver Abfälle vorgesehenen Endlagers Asse II auch nach seiner vollständigen Füllung mit Wasser stabil bleiben würde“ (348).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.343 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Detlev Möller: Endlagerung radioaktiver Abfälle in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a. M. u. a.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31108-endlagerung-radioaktiver-abfaelle-in-der-bundesrepublik-deutschland_36986, veröffentlicht am 03.11.2009. Buch-Nr.: 36986 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken