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Stefan Blum

Elites, Coercion and Collective Goods. A Rational Choice Explanation of Variations in Violence in East Africa (Uganda, Tanzania and Zanzibar)

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Entwicklungstheorie und Entwicklungspolitik 10); 245 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8329-6014-8
Diss. Witten/Herdecke; Gutachter: B. Priddat, F. B. Simon. – Unter Zuhilfenahme der Rational Choice-Theorie untersucht Blum die Ursachen von Gewalt in Ostafrika. Dabei orientiert er sich am Collier-Hoeffler-Modell. Es basiert auf der Annahme, dass der Ausbruch eines Bürgerkriegs wirtschaftlich begründet ist und die zentrale Triebfeder von Gewalt in der individuellen Gier (greed) von Rebellen zu suchen ist – das gilt vor allem dann, wenn eine desolate ökonomische Entwicklung vorliegt. Der Autor entwickelt diese theoretischen Überlegungen weiter und argumentiert, dass Kollektivgüter wie Frieden und Sicherheit in einem Staat nur dann vorliegen, wenn es einer kleinen Elitengruppe mit einer exklusiven Identität (z. B. ethnisch, religiös) gelingt, auf Dauer eine Vormachtstellung innerhalb der Gesellschaft zu erringen. Voraussetzung hierfür ist laut Blum, dass die Machtstellung der Eliten mittels eines stabilen Zwangsapparates gesichert ist. So gesehen wandeln sich die Eliten von bloßen „roving bandits“ zu stabilisierenden „stationary bandits“ (122), die die Zwangsgewalt sozial produktiv einsetzen, da sie auf Dauer höhere persönliche Profite davontragen. Rentenzahlungen wie Entwicklungshilfezahlungen an den Staat wirken sich eher negativ aus, da die Elite keine innerstaatliche Wirtschaftsförderung betreiben muss. Für seine Untersuchung greift Blum auf einen Methodenmix aus ökonometrischen Verfahren und Prozessanalysen zurück und ergänzt seine Auswertungen u. a. durch Erkenntnisse aus Experteninterviews. Die Fallauswahl (Uganda, Tansania und Sansibar) ist sinnvoll, da sich die Fälle im Zeitverlauf in ihrer abhängigen Variable (Ausprägungen der Gewalt nach der Unabhängigkeit) unterscheiden, obwohl ähnliche Rahmenbedingungen vorliegen. Während in Uganda zwischen den 60er- und 90er-Jahren zahlreiche Phasen von umfassender Gewalt zu beobachten waren, gelang es Tansania u. a. durch Inklusion sozialer Gruppen weitgehend gewaltfrei den Frieden zu wahren. Die Analyse des Elitenverhaltens zeigt, dass in Tansania eine sanfte Übergabe an die Nachfolger der Freiheitskämpfer gelang, während in Uganda Konflikte innerhalb der Elite immer wieder Ursache von Gewalt waren und sich keine Gruppe dauerhaft die Macht sichern konnte.
Christoph Mohamad-Klotzbach (CHM)
M. A., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Rubrizierung: 2.68 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Stefan Blum: Elites, Coercion and Collective Goods. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33521-elites-coercion-and-collective-goods_40110, veröffentlicht am 04.05.2011. Buch-Nr.: 40110 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken