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Tom Thieme

Eliten und Systemwechsel. Die Rolle der sozialistischen Parteiführungen im Demokratisierungsprozess

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Revolutionen in Geschichte und Gegenwart 1); 394 S.; 79,- €; ISBN 978-3-8487-2166-5
Politikwiss. Habilitationsschrift Chemnitz; Begutachtung: E. Jesse, T. Mayer, G. Strohmeier. – Die Leitfrage der qualitativen Studie lautet: „Welchen Beitrag leisteten die sozialistischen Parteieliten zur Demokratisierung in der DDR im Vergleich mit den Staaten Ostmitteleuropas – und welchen nicht?“ (23) Tom Thieme setzt im „asymmetrischen Vergleich“ (35) den Schwerpunkt auf den Systemwechsel in der DDR, während Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei ergänzend berücksichtigt werden. Das Werk hat fünf Abschnitte. Auf die Einleitung folgt im zweiten Kapitel zunächst die Definition der Schlüsselbegriffe Systemwechsel, Transformation und Demokratisierung. Anschließend destilliert der Autor aus den wichtigsten Ansätzen der Systemwechselforschung seinen eigenen Entwurf: Ausgehend von der zeitlichen Gliederung des Systemwechselgeschehens in drei Phasen (Ende des autokratischen Regimes; Institutionalisierung der Demokratie; Etablierung der Demokratie) entwickelt Thieme eine zweidimensionale Typologie der Parteieliten mit den Variablen Ziele (demokratisches versus autokratisches System) und Strategien (Integration versus Exklusion). Diese wiederum mündet in eine „Prozesstypologie der Systemwechsel“ (103) mit der Unterscheidung zweier Idealtypen (konsensualer versus dissensualer Systemwechsel). Das dritte Kapitel bildet mit der Darstellung der SED‑ beziehungsweise PDS‑Elite im Zeitraum von 1985 bis 1995 das Herzstück der empirischen Analyse, während im vierten Abschnitt komparativ erörtert wird, wie sich das jeweilige Elitenverhalten auf die Demokratisierungsbemühungen in Ostdeutschland, Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei auswirkte. Im Vergleich mit den ostmitteleuropäischen Staaten habe, so lautet ein zentrales Ergebnis der Studie, die SED‑ beziehungsweise PDS‑Elite „einen Mittelweg aus autokratischer Beharrung und demokratischer Erneuerung“ (353) gewählt. Einzig in Ungarn sei die Öffnung des diktatorischen Regimes mehr oder minder freiwillig und von innen heraus erfolgt. Gleichwohl sei „der erfolgreiche Verlauf der Systemwechsel der weitgehenden Kompromissbereitschaft der Parteieliten zu verdanken“ (356).
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Rubrizierung: 2.22.3142.3152.3312.24 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Tom Thieme: Eliten und Systemwechsel. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39536-eliten-und-systemwechsel_47808, veröffentlicht am 17.03.2016. Buch-Nr.: 47808 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken