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Christiane Harzig

Einwanderung und Politik. Historische Erinnerung und Politische Kultur als Gestaltungsressourcen in den Niederlanden, Schweden und Kanada

Göttingen: V&R unipress 2004 (Transkulturelle Perspektiven 1); 332 S.; kart., 39,90 €; ISBN 3-89971-137-8
In einer vergleichenden Analyse untersucht die Historikerin Harzig die Entwicklungen der Niederlande, Schwedens und Kanadas von Einwanderungsländern zu multikulturellen Gesellschaften. Ihr Schwerpunkt sind die Jahre zwischen 1960 und 1990, wobei das Hauptaugenmerk auf den Zusammenhängen zwischen Migration und politischer Kultur liegt. Und obwohl sich die Geschichte(n) dieser drei Staaten voneinander unterscheiden, sieht Harzig doch ein gemeinsames Merkmal: „[d]ie Erfahrung im Umgang mit Mobilität, Kulturkontakt und Differenz in der historischen Erzählung und Erinnerung“ (294). Kanada wurde von Einwanderern besiedelt, fast jede schwedische Familie hatte im 19. Jahrhundert Mitglieder, die aus- und manchmal auch wieder rückgewandert waren, die Niederlande sammelten als Kolonialmacht Erfahrungen mit anderen Kulturen. Harzig zeichnet trotz dieses Befundes einer „Wanderungskultur“ (295) kein schöngefärbtes Bild dieser drei Länder. Der einstige Rassismus in der kanadischen Einwanderungspolitik wird ebenso thematisiert wie das jahrzehntelange Versäumnis der niederländischen Gesellschaft, die Molukken zu integrieren. Allerdings seien derartige Krisen vor dem Hintergrund der Wanderungskultur positiv bewältigt worden. Sei ein Konflikt erst einmal erkannt worden, habe die politische Problemlösung meist auf Integration gezielt. Als eines der zahlreichen Beispiele dafür nennt Harzig das schon in den Siebzigerjahren gewährte Kommunalwahlrecht für Ausländer in Schweden. Im letzten Kapitel beschäftigt sie sich mit den besonderen Problemen, mit denen Einwanderinnen konfrontiert sind. Insgesamt zeigt Harzig, dass Einwanderer eine Gesellschaft bereichern können, weil diese durch sie an Offenheit gewinnt. Deshalb sollte man „sich von dem Gedanken verabschieden, daß hinter jedem Flüchtling ein potentieller Betrüger steckt“ (304).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.23 | 2.61 | 2.64 | 2.2 | 4.42 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Christiane Harzig: Einwanderung und Politik. Göttingen: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22176-einwanderung-und-politik_25287, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 25287 Rezension drucken