
Einwanderung und Gerechtigkeit. Mitgliedschaftspolitik auf dem Prüfstand amerikanischer Gerechtigkeitstheorien der Gegenwart
Politikwiss. Diss. Augsburg; Erstgutachter: R.-O. Schultze. - Die Arbeit versucht die Liberalismus-Kommunitarismus-Kontroverse auf die Frage nach einer legitimen Gestaltung von Einwanderung und Staatsbürgerschaft in der Bundesrepublik zuzuspitzen. In einem ersten Schritt werden Spezifika der deutschen Situation geschildert und erste Antworten deutscher Wissenschaftler skizziert (Erwin Faul, Dieter Oberndörfer, Jürgen Habermas). In einem zweiten Schritt rekonstruiert der Autor die Aussagen von Robert Nozick, Bruce A. Ackermann und Michael J. Sandel im Rahmen der Liberalismus-Kommunitarismus-Debatte. Rieger hält deren Auffassungen für einseitig und sieht eher in den Theorien von John Rawls und Michael Walzer Ansätze einer anspruchsvollen Begründung legitimer Einwanderungs- und Staatsbürgerschaftspolitik. Auf dieser Grundlage formuliert er dann Orientierungspunkte für die bundesrepublikanische Situation, zu denen u. a. eine Ausweitung der Aufnahmekriterien, "eine großzügigere Zulassung von Doppelstaatsbürgerschaften" (314), eine Ergänzung des Abstammungsprinzips durch das Territorialprinzip, aber auch die Orientierung "an einem Bekenntnis zu den Werten der Verfassung und der Beherrschung der Sprache" (314) sowie die Einbettung der innenpolitischen Bemühungen in dementsprechendes außenpolitisches Engagement (etwa im Kampf etwa gegen Fluchtursachen) gehören. Dabei zeigt sich Rieger jedoch überzeugt, daß in der Realität der Umsetzung die Forderungen über den Weg politischer Kompromisse nur annäherungsweise erreicht werden können.