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Rüdiger Görner

Einheit durch Vielfalt. Föderalismus als politische Lebensform

Opladen: Westdeutscher Verlag 1996; 253 S.; kart., 46,- DM; ISBN 3-531-12801-9
Der Autor, der in Birmingham Neuere Deutsche Literatur und Kulturgeschichte unterrichtet, will mit seinem Band der Ästhetik des Föderalismus nachgehen (9). Als spezifische politische Denkstruktur des Föderalismus hat er die "Pluralektik" (16 ff.) erkannt, die als eine Art Mischung aus Pluralismus und Dialektik über beide hinausgeht. Gemeint ist "eine spezifische Deutung des Vielen, aus der eine bestimmte politische Struktur wird" (17). Görner verfolgt dieses Programm durch das 19. Jahrhundert (in enger Anlehnung an Deuerleins ältere, aber unverzichtbare Studie) bis hin zum europäischen Einigungsprozeß. Görner will offenkundig nicht als Wissenschaftler analysieren, sondern als Propagandist seine Leser überzeugen - "[d]er idealistische Ansatz hinter einem solchen Unternehmen braucht nicht verschwiegen zu werden" (236). Leider läßt er sich dabei aber immer wieder zu holzschnittartigen Darstellungen mit apodiktischen Wertungen hinreißen. Die ästhetisch-literarische Ausrichtung setzt zudem Prioritäten, denen ein Politikwissenschaftler oder Historiker nicht zustimmen wird. Einen Anlaß, sich nicht weiterhin an den bewährten Abhandlungen zum Thema zu orientieren (die von Görner nur sporadisch zur Kenntnis genommen werden), bietet dieser Band nicht.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.4 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Rüdiger Görner: Einheit durch Vielfalt. Opladen: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/2550-einheit-durch-vielfalt_3278, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 3278 Rezension drucken