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Hans Christoph von Rohr

Ein konservativer Kämpfer. Der Agrarpolitiker und NS-Gegner Hansjoachim von Rohr

Stuttgart/Leipzig: Hohenheim Verlag 2010; 164 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-89850-206-1
„Der Angeklagte ist ein Staatsfeind. Er stellt ein Programm dar. Männer seines Schlages sind gefährlicher als Kommunisten.“ (7) Diese Charakterisierung von Reichsjustizministers Thierack stellt Hans Christoph von Rohr der Biografie seines Vaters voran. Sie bezeichnet das politische Spannungsfeld, in das der konservative Agrarpolitiker bereits vor Hitlers Machtergreifung geraten war. Von Rohr wurde am 1. Oktober 1888 im Haus Demmin, dem herrschaftlichen Wohnsitz der von Rohrs, geboren. Nach dem ersten Weltkrieg, aus dem er schwer verwundet zurückkehrte und für die Erfüllung seiner Pflichten mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde, übernahm er das elterliche Gut. In dieser Zeit begann auch sein politisches Engagement an der ländlichen Basis der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). 1924 wurde von Rohr in den Preußischen Landtag gewählt und gehörte diesem bis 1932 an. Der Autor schildert, dass sein Vater einen aus damaliger Sicht modernen Konservativismus vertrat, in Wirtschaftsfragen aber eher liberal argumentierte. Er hebt hervor, dass dieser frühzeitig die Doppelgesichtigkeit der nationalsozialistischen Bewegung erkannte, deren Populismus und Gewalttätigkeit ihn abstießen. So wandte sich von Rohr öffentlich gegen die nationalsozialistische Praxis, sich von der Kali-Industrie finanzieren zu lassen, während man gleichzeitig um die Gunst der Bauern warb. Trotz dieser Spannungen wurde von Rohr unter Hugenberg zum Staatssekretär für das Landwirtschaftsressort berufen. Durch seine Agrarreformen, die einer Mythisierung des deutschen Bauerntums als Blutquelle des Volkes im Wege standen, geriet er allerdings erneut ins Visier der NS-Ideologen. Von Rohr wurde deshalb 1933 vom Dienst suspendiert und im Sommer 1942 vor dem Hintergrund der bestehenden Feindschaft der Reichsjustiz wegen des verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen verurteilt. Kurz vor Beendigung des Krieges gelang von Rohr die Flucht aus der Haft und von dort aus in den Westen.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.3 | 2.312 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Hans Christoph von Rohr: Ein konservativer Kämpfer. Stuttgart/Leipzig: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33333-ein-konservativer-kaempfer_39869, veröffentlicht am 11.01.2011. Buch-Nr.: 39869 Rezension drucken