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Stefan Kadelbach (Hrsg.)

Effektiv oder gerecht? Die normativen Grundlagen der Entwicklungspolitik

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014 (Normative Orders 11); 326 S.; 36,90 €; ISBN 978-3-593-50088-1
Die Frage, woran sich Entwicklungspolitik messen lassen soll und womit ihre Projekte und Maßnahmen zu rechtfertigen sind, offenbart das grundsätzliche „Dilemma zwischen von außen definierten Wohlfahrtsideen und interner Selbstbestimmung“ (13), das den Ausgangspunkt dieses Bandes bildet. Danach dürfe Entwicklungspolitik nicht nur an ihren Ergebnissen und anhand ökonomischer Kennzahlen gemessen werden, sondern bedürfe einer normativen Begründung. Deren Rahmen stecken Autor_innen aus den Disziplinen Ethnologie, Philosophie, Soziologie, Politik‑ und Rechtswissenschaft ab, indem sie sich mit verschiedenen Dimensionen eines normativen Entwicklungsverständnisses auseinandersetzen. In mehreren Fallstudien werden mögliche Kollisionen zwischen normativen Leitideen und Erwartungen aufgezeigt, die dazu führen können, dass Vorhaben scheitern. So zeigt Björn Loewe für die Lehrerausbildung in Nigeria, dass transnationale Bildungsmodelle und nationale Bildungsziele wenig Bezug zur Alltagsrealität haben. Auf die Gefahr, dass internationale Akteure der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) im Kontext von Prozessen der Vergangenheitsbewältigung in Nachkriegsgesellschaften den Versöhnungsbegriff „im eigenen Interesse […] missbrauchen“ (115), macht Kira Auer am Beispiel von Ruanda, Kambodscha und Guatemala aufmerksam. Sie entwickelt einen Analyserahmen, mit dem die EZ ihre Maßnahmen stärker an die Bedürfnisse der Postkonfliktgesellschaften anpassen kann. In weiteren Beiträgen werden einzelne normative Entwicklungsbegriffe darauf hin untersucht, ob sie dem Anspruch von Selbstbestimmung und Nicht‑Beherrschung standhalten. Am Beispiel der externen Förderung von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie findet zudem eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen des jeweils zugrundeliegenden Entwicklungsverständnisses statt. Der Band geht auf Arbeiten der Doktorandengruppe „Normative Bedingungen der Entwicklungszusammenarbeit“ im Rahmen des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Universität Frankfurt am Main zurück.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.442.672.234.422.652.68 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Stefan Kadelbach (Hrsg.): Effektiv oder gerecht? Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37404-effektiv-oder-gerecht_45531, veröffentlicht am 14.08.2014. Buch-Nr.: 45531 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken