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Stephanie Wilson

Effectiveness, Legitimacy and the Use of Force in Modern Wars. The Relentless Battle for Hearts and Minds in NATO's War over Kosovo

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 289 S.; softc., 39,90 €; ISBN 978-3-531-16901-9
Wie erlangen militärische Interventionen Legitimität? Am Beispiel des Kosovo-Einsatzes der NATO von 1999 zeigt Wilson die Voraussetzungen für einen als legitim empfundenen und damit erfolgreichen humanitären Kriegseinsatz – auch wenn dieser völkerrechtlich illegal ist. In zeitgenössischen Kriegen wäre nicht die physische Gewaltanwendung, sondern deren Bewertung durch diverse Zielgruppen – den „new center[s] of gravity in war“ (19) – entscheidend. Wilson analysiert die Ereignisse im Kosovo anhand des Legitimitätskonzeptes von James Gow. Für die Legitimierung einer Intervention sind zunächst akzeptierte, rechtliche Grundlagen sowie politische Anstrengungen nötig. Tatsächlich konnte die NATO glaubwürdig vermitteln, dass sie trotz fehlender Autorisierung durch den UN-Sicherheitsrat im Geiste der UN-Charta handelt, mit dem Scheitern der Rambouillet-Konferenz alle diplomatischen Mittel erschöpft waren und Inaktivität eine Verschärfung der sichtbaren humanitären Katastrophe zur Folge gehabt hätte. Das zweite Element des Konzeptes fußt auf der Effektivität der Intervention und ist eng mit deren öffentlicher Unterstützung, dem dritten Element, verbunden. In der ersten Hälfte des Krieges musste die NATO erfahren, dass Ineffektivität die zentrale Quelle für eine Legitimitätskrise darstellt. Aufgrund von Fehlkalkulationen und des limitierten Umfangs der Luftangriffe konnten die ethnischen Säuberungen nicht gestoppt werden und die Allianz geriet in eine Glaubwürdigkeitskrise. Die NATO reagierte mit einer Ausweitung des Krieges und zwang Milošević so zur Annahme ihrer Konditionen. Obwohl mit der Intensivierung größere zivile Verluste verbunden waren, legitimierte in den Augen der Öffentlichkeiten das erreichte Ziel diesen Schritt. Die (unbeabsichtigte) Strategie der graduellen Eskalation erweist sich rückblickend als konstitutiv für die Legitimität des Konfliktes. Erst als zurückhaltende Kriegsführung keinen Erfolg zeitigte, besaß die NATO akzeptierte Handlungsspielräume für die Ausweitung des Krieges. Insgesamt zeigt Wilson plausibel, wie Legitimität von Gewaltanwendungen generiert und auch unterminiert wird.
Christian Haas (CHA)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.41 | 4.1 | 4.3 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Christian Haas, Rezension zu: Stephanie Wilson: Effectiveness, Legitimacy and the Use of Force in Modern Wars. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31726-effectiveness-legitimacy-and-the-use-of-force-in-modern-wars_37803, veröffentlicht am 25.01.2010. Buch-Nr.: 37803 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken