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Bernhard Schmid

Distanzieren, leugnen, drohen. Die europäische extreme Rechte nach Oslo

Münster: edition assemblage 2011; 125 S.; 12,80 €; ISBN 978-3-942885-09-6
Die rechtsextremen Bewegungen in Europa, die „sich dafür entschieden haben, den historisch für sie konstitutiven Antisemitismus“ zurückzustellen und „alle Kräfte auf den ‚Hauptfeind’ in Gestalt muslimischer Einwanderer zu konzentrieren“ (5), sind das Thema dieser kurzen Analyse. Ihr Ausgangspunkt ist das Attentat von Oslo im Juli 2011, mit dem sich nach Ansicht des Juristen und Publizisten Schmid die von der extremen Rechte ausgehende Gefahr manifestierte – der Täter Breivik hatte sich explizit auf die Ideen anderer europäischer Rechtsextremer bezogen. Der Autor unternimmt es nun, diesen Spuren nachzugehen und ein Bild der aktuellen Situation im rechtsextremen Spektrum nachzuzeichnen – die Distanzierungen rechtspopulistischer bzw. ‑extremer Politiker vor allem in Westeuropa von dem Attentat hält er eher für Lippenbekenntnisse. Als eine Art Gründungsmanifest dieser populistischen bis rassistischen Rechten stuft Schmid das Ende 2001 erschienene und schnell sehr umstrittene Buch „Die Wut und der Stolz“ der italienischen Journalistin Oriana Fallaci ein, „die beiden Kernpunkte einer solchen Orientierung, Krieg nach außen und Abschottung nach innen, [fanden sich] ausführlich in dem Text wieder“ (48 f.). Schmid berichtet dann über Rechtspopulisten und ‑extreme in den Niederlanden, Belgien, England, im deutschsprachigen Raum, in der Schweiz und vor allem in Frankreich – die Front National steht wiederholt im Mittelpunkt der Betrachtung. Dass allerdings (noch) nicht die gesamte extreme Rechte in Europa auf die Islamfeindschaft eingeschworen ist, zeigt sich an weiteren Hinweisen auf Osteuropa. Dort werden vor dem Hintergrund einer geringeren Einwanderung die Feindbilder nach wie vor eher bei den Roma und Juden gesucht. Insgesamt bietet der Autor zwar nur eine kurze, eher journalistische Zusammenfassung, vermittelt damit aber gleichwohl wichtige Hinweise auf die jüngsten Entwicklungen im rechtspopulistischen und ‑extremen Parteienspektrum in Europa.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.612.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Bernhard Schmid: Distanzieren, leugnen, drohen. Münster: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34955-distanzieren-leugnen-drohen_42038, veröffentlicht am 02.08.2012. Buch-Nr.: 42038 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken