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Funda Tekin

Differentiated Integration at Work. The Institutionalisation and Implementation of Opt-Outs from European Integration in the Area of Freedom, Security and Justice

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Studies on the European Union 6); 330 S.; brosch., 54,- €; ISBN 978-3-8329-7167-0
Diss. Köln; Begutachtung: W. Wessels, H. Marhold. – Die Europäische Union, die nach der letzten Erweiterung mit nunmehr 27 Staaten in einem vom Lissabonner Vertrag vorgegebenen Institutionen- und Rechtsgefüge existiert, stellt eines der komplexesten und wohl auch kompliziertesten politischen Gefüge der Gegenwart dar. Tekin verfolgt angesichts der Heterogenitäten der EU-27, was ihr in der Politikwissenschaft im Übrigen die Bezeichnung eines politischen Systems sui generis eingetragen hat, in ihrer Studie das folgende Ziel: „to present a refined catalogue of patterns of differentiated integration“ (23). Um die verschiedenen Geschwindigkeiten europäischer Integration sichtbar zu machen, sucht sie für den Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts – was in der Summe auf die Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres verweist – nach bewusst artikulierten Enthaltungsentscheidungen. Der Nachweis einer möglicherweise strategischen oder systematischen Verwendung sogenannter Opt-Outs, die hier exemplarisch für Großbritannien, Irland und Dänemark analysiert werden, markiert dann gleichsam die jeweiligen Grenzen der Teilhabe- und Integrationsbereitschaft. Während Dänemark als Schengen-Mitgliedsland diese Einbindung nicht wird rückgängig machen können oder wollen, stehen Großbritannien und Irland als Nicht-Schengen-Staaten vor einer kaum überwindbaren Hürde, tatsächlich dem Schengen-Raum beitreten zu können. Tekin unterstreicht damit die nicht zu unterschätzende Pfadabhängigkeit, die einmal getroffene Entscheidungen nach sich ziehen: „Once you are in, you are in, and once you are out, you are out.“ (287) Mit Blick auf die europäische Integration eröffnen sich damit zwei sehr unterschiedliche Wege: Während integrierte Staaten nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Mitbestimmungs- und Gestaltungsrechte immer stärker in einen gemeinsamen Politikraum einbezogen werden, wird die Mauer für nur peripher integrierte Staaten immer höher. Mit anderen Worten: Integration der zwei oder mehr Geschwindigkeiten ist nur solange eine Option, wie die eine Seite die andere nicht abhängt und damit den Kontakt verliert. Nicht nur wegen der thematischen Relevanz, sondern auch wegen der gut nachvollziehbaren Darstellung ist dem Buch ein breiter akademischer Leserkreis zu wünschen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.1 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Funda Tekin: Differentiated Integration at Work. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35573-differentiated-integration-at-work_42919, veröffentlicht am 20.12.2012. Buch-Nr.: 42919 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken