Skip to main content
Michael Meimeth / Joachim Schild (Hrsg.)

Die Zukunft von Nationalstaaten in der europäischen Integration. Deutsche und französische Perspektiven

Opladen: Leske + Budrich 2002; 336 S.; kart., 24,80 €; ISBN 3-8100-3033-3
Unter dem Titel "Deutsch-französische Zukunftswerkstatt" wurden von 1999 bis 2001 am Deutsch-Französischen Institut (dfi) in Ludwigsburg mehrere Forschungsprojekte bearbeitet. Im Mittelpunkt dieser Untersuchungen stand die Frage nach den Wechselwirkungen zwischen Veränderungsprozessen auf der Ebene der Europäischen Union und auf nationalstaatlicher Ebene am französischen und deutschen Beispiel. Damit schließt der Sammelband die deutsch-französische "Lücke", die in der deutschsprachigen Literatur zur Analyse von "Europäisierungsprozessen" in den beiden Nachbarländern existiert. Diese Vorgänge lassen sich als inkrementelle Anpassungsprozesse verstehen, infolge derer die politische und ökonomische Dynamik der Europäischen Union zu einem Teil der Organisationslogik nationaler Politik- und Entscheidungsprozesse werden (Ladrech) beziehungsweise zu einer Erweiterung des Wahrnehmungshorizontes auf der Ebene der betroffenen Staaten führen (Kohler-Koch). Schild (13 ff.) formuliert dabei die beiden grundlegenden Annahmen, auf welche die Autorinnen und Autoren in ihren Einzelstudien eingehen: Einerseits sorgen die historische Tradition, die Erfahrungen mit dem Föderalismus und die Identitätsentwicklung in Deutschland für weniger "Europäisierungsstress" als in Frankreich. Andererseits habe weder Paris noch Berlin einen generellen Bedeutungsverlust des Nationalstaates hinnehmen müssen. Im Gegenteil: Die Beiträge machen sogar deutlich, dass ein Bedeutungszuwachs nationaler Interessenpolitik in beiden Nachbarländern erkennbar ist. Inhalt: I. Einleitung: Joachim Schild: Europäisierte Nationalstaaten. Deutschland und Frankreich im europäischen Mehrebenensystem (11-77). II. Wandel politischer Identitäten im Mehrebenensystem: Joachim Schild: Nationale und europäische Identitäten - komplementär oder unvereinbar? Orientierungen von Deutschen und Franzosen im europäischen Mehrebenensystem (81-106). III. Wandel von Entscheidungsstrukturen und Politikmustern im Mehrebenensystem: Katrin Auel: Regieren im Mehrebenensystem. Deutschland zwischen nationaler und europäischer Politikverflechtungsfalle? (109-128); Olivier Nay: Die Umsetzung der EU-Politik in Frankreich: Regionale Neupositionierung des Zentralstaates (129-149). IV. Wandel der Europapolitik: Christian Deubner: Rückkehr nationaler Interessen in die deutsche Europapolitik? (153-172); Sylvie Goulard: Frankreich und Europa: die Kluft zwischen Politik und Gesellschaft (173-195). V. Wandel einzelner Politikfelder zwischen Nation und Europa: Daniela Schwarzer / Henrik Uterwedde: Wirtschaftspolitik in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Zwischen Vergemeinschaftung und nationaler Verantwortung (199-229); Michael Meimeth: Sicherheitspolitik zwischen Nation und Europa. Deutsche und französische Perspektiven (231-247); Hanns W. Maull / Bernhard Stahl: Krisenmanagement im Jugoslawienkonflikt: Deutschland und Frankreich im Vergleich (249-275). VI. Perspektiven: Markus Jachtenfuchs: Deutschland, Frankreich und die Zukunft der Europäischen Union (279-294); Anne-Marie Le Gloannec: Auf dem Weg zu einer post-nationalen Staatsbürgerschaft? (295-309); Werner Link: Zur Rolle des Nationalstaates im zukünftigen Europa (311-332).
Stefan Gänzle (GÄ)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 3.7 | 4.21 | 4.22 | 2.61 | 2.32 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Stefan Gänzle, Rezension zu: Michael Meimeth / Joachim Schild (Hrsg.): Die Zukunft von Nationalstaaten in der europäischen Integration. Opladen: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14951-die-zukunft-von-nationalstaaten-in-der-europaeischen-integration_16962, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16962 Rezension drucken