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Malu Dreyer, mit Hajo Schumacher

Die Zukunft ist meine Freundin. Wie eine menschliche und ehrliche Politik gelingt

Berlin: Quadriga Verlag 2015; 304 S.; geb., 22,- €; ISBN 978-3-86995-083-9
„Warum ich eine soziale Optimistin bin“ (9) – ihre politischen und privaten Zukunftserwartungen beschreibt Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland‑Pfalz, in einem autobiografischen Sachbuch. Sie will ihre Leser_innen überzeugen, dass „wir“ (9) großartige Chancen haben, die Zukunft zu gestalten. Sie plädiert für Mut und Hoffnung und den Glauben an gesellschaftlichen Fortschritt, auch wenn die Politik oft zu spät auf Herausforderungen reagiere – etwa bei den Themen Finanzmarktregulierung, Bildung und Gleichstellung. Als Regierungschefin wolle sie zeigen, dass man Politik auch vorausschauend gestalten könne. Als Schülerin sei sie noch von ihrem in der CDU aktiven Vater geprägt gewesen, habe aber gleichzeitig Sympathien für Willy Brandt gehegt, der mit seiner Ostpolitik ein „Zukunftspolitiker“ (11) gewesen sei. Dreyer skizziert, betont subjektiv, einen gesellschaftspolitischen Entwurf, der wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit verbinden soll. In Rheinland‑Pfalz spürten die Menschen bereits: „Sozialdemokratische Politik lässt sich sehr modern‑ und zukunftsorientiert machen – wenn die Haltung stimmt.“ (28) Haltung bedeute für sie, Macht nur als Instrument zum Wohle der Menschen und nicht als Selbstzweck zu gebrauchen. Als weitere Grundsätze nennt sie: Entscheidungen nicht aufschieben und nicht gegen das eigene Bauchgefühl treffen. Dreyer verbindet politisch brisante Themen mit persönlicher Biografie. So leitet sie das Kapitel zum Thema Einwanderung mit einem Bericht darüber ein, wie sie zusammen mit Kolleginnen einen Kleinbus mit Hilfsgütern in das kriegsverwüstete Bosnien und Herzegowina fuhr, um dort aus Rheinland‑Pflanz heimgekehrten Flüchtlingen zu helfen. Dass Deutschland ein Einwanderungsland sei, sei inzwischen im Mainstream angekommen. Es sei aber weiter nötig, die Einwanderungsdebatte „zu entgiften und zu systematisieren“ (121). Sie nennt Kernpunkte für ein zu schaffendes Einwanderungsgesetz, kritisiert, dass die Bundeskanzlerin erklärte, „Multikulti sei gescheitert“ (135), stellt aber auch klar, dass es für sie keine Toleranz gegenüber Phänomen wie „Ehrenmord, Zwangsehe oder Hassprediger“ (136) geben könne. Im letzten Kapitel wird Dreyer noch einmal sehr persönlich und beschreibt, wie ihr Gelassenheit, „Freunde und ein gutes Gespräch“ (275) dabei helfen, Lebensqualität und Optimismus zu bewahren. Dreyer dankt Koautor Hajo Schumacher für „anregende Gespräche, gekonnte Formulierungen und kluge Fragen“ (285). Schuhmacher war bereits an den Autobiografien von Klaus Wowereit und Roland Koch beteiligt.
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Rubrizierung: 2.32.331 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Malu Dreyer, mit Hajo Schumacher: Die Zukunft ist meine Freundin. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39483-die-zukunft-ist-meine-freundin_47881, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 47881 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken