Geschichtswiss. Diss. FU Berlin; Gutachter: K. Zernack, G. Simon. – 1772 hatte Österreich aus der Teilung Polens Ostgalizien erhalten. Nach dem Untergang des Kaiserreichs erhoben Ukrainer wie Polen Anspruch auf diese Region. Die Ukrainer gründeten 1918 daher nicht nur in Kiew eine Nationalrepublik, sondern in Ostgalizien auch die Westukrainische Volksrepublik, beide Staaten vereinigten sich 1919. In diesem Jahr aber eroberten nicht nur die Bolschewiki Kiew (und machten die Ukraine 1922 offiziell zum Teil der Sowjetunion). Auch das wieder als Staat existierende Polen besetzte Ostgalizien und machte damit seinen Anspruch auf das seiner Ansicht nach polnische Gebiet einschließlich der alten Universitätsstadt Lemberg militärisch erfolgreich geltend. Die Versuche der ostgalizischen Ukrainer, sich mit den Bolschewiki gegen Polen zu verbünden, verliefen erfolglos. 1923 schließlich wurde die Zugehörigkeit Ostgaliziens zu Polen international anerkannt. Wehrhahn beschreibt diese Entwicklung sowie die Autonomieprojekte der polnischen Regierung, mit denen sie das Zusammenleben von Polen und Ukrainern gestalten wollte. Gegenwartsbezogene Erkenntnisse aus diesen Ansätzen einer Minderheitenpolitik lassen sich aus dieser historischen Darstellung nicht gewinnen. 1939 besetzte die Sowjetunion bei der erneuten Teilung Polens Ostgalizien und gliederte es der Ukraine ein, zu der es (unterbrochen durch die deutsche Besetzung) heute noch gehört.