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Reinhard Heil / Andreas Hetzel (Hrsg.)

Die unendliche Aufgabe. Kritik und Perspektiven der Demokratietheorie

Bielefeld: transcript Verlag 2006 (Edition Moderne Postmoderne); 285 S.; kart., 27,80 €; ISBN 978-3-89942-332-7
Radikale Demokratietheorien kritisieren vorherrschende Ansätze vor allem dahingehend, den Raum des politisch Entscheidbaren durch substanzielle Zielvorgaben oder den Rekurs auf Vernunft- oder Rechtsprinzipien einzugrenzen. Ihnen gelinge es daher nicht, das Politische in einer Ordnung jenseits des kapitalistischen Systems zu denken und überzeugende Lösungen für die Legitimationsdefizite spätmoderner Demokratien zu entwickeln. Folge man einer radikaldemokratischen Perspektive, gehöre es dagegen zum Wesen des Politischen, die Möglichkeit finaler Antworten zu verneinen. Es gelte vielmehr, das Politische als eine immer offene Entscheidung zu reetablieren. Der Band liefert eine kritische Bestandsaufnahme radikaldemokratischer Ansätze, wobei vor allem die Arbeiten von Claude Lefort, Ernesto Laclau, Jacques Derrida und Jacques Ranciere im Mittelpunkt stehen. In 18 Beiträgen werden zum einen demokratietheoretische Grundlagen sowie deren ethische Implikationen verortet. Zum anderen wird gefragt, inwiefern radikale Ansätze beim Widerstand gegen Entdemokratisierungstendenzen fruchtbar gemacht werden können. Der Band schließt mit der Einschätzung dreier kritischer Wortmeldungen, wonach radikale Demokratietheorien mehr radikal denn demokratisch seien und aufgrund ihres Abstraktionsgrads nur schwer an die realen Bedürfnisse der Bürger anschließen würden. Das Buch zeichnet ein differenziertes Bild der verschiedenen Denkströmungen innerhalb des radikaldemokratischen Diskurses, regt Neulektüren klassischer Theorien der Politik, etwa der Hannah Arendts, an und öffnet überraschende philosophische und sozialwissenschaftliche Perspektiven. Seine thematische Breite ermöglicht sowohl dem Fachpublikum als auch mit dem Thema wenig vertrauten Lesern einen exzellenten Einblick in die aktuelle Rezeption radikaldemokratischen Denkens im deutschsprachigen Raum.
Oliver Fritsch (OF)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, National Environmental Research Institute, Universität Aarhus/Dänemark.
Rubrizierung: 5.41 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Oliver Fritsch, Rezension zu: Reinhard Heil / Andreas Hetzel (Hrsg.): Die unendliche Aufgabe. Bielefeld: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25971-die-unendliche-aufgabe_30199, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30199 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken