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Juliane Besters-Dilger / Alois Woldan (Hrsg.)

Die Ukraine auf dem Weg nach Europa. Die Ära Juschtschenko

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011; 311 S.; geb., 39,80 €; ISBN 978-3-631-60456-4
Während der Ära Juschtschenko wurde unter selbst auferlegten, tief greifenden Reformanstößen der EU-Beitritt angestrebt. Für Besters-Dilger und Woldan beruhen die ukrainischen Bemühungen seit der Orangenen Revolution wie auch die Europäisierung generell auf einem normativen Konzept, das unter anderem die Einhaltung von Menschenrechten, eine parlamentarische Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Volkssouveränität sowie eine offene und pluralistische Gesellschaft beinhaltet. Gleichzeitig kann innerhalb des angestrebten Zieles der Europäisierung nach Ansicht der Herausgeber die „kulturelle Konstante“ nicht außer Acht gelassen werden, unter der sie „das immaterielle kulturelle Erbe unterschiedlichen Alters [verstehen], das noch immer Einfluss hat und in neuen Kontexten neue Bedeutung gewinnen kann“ (8). Woldan stellt in seinem Beitrag das für dieses Ziel übergreifendste konzeptionelle Gerüst vor, indem er die fünf von Geert Hofstede entwickelten Kulturdimensionen (Machtdistanz, Individualität vs. Kollektivismus, Maskulinität vs. Femininität, Unsicherheitsvermeidung, Langzeitorientierung) auf die ukrainische Mentalität und Identität anwendet und so im Vergleich mit Polen und Russland zu einem differenzierten Bild der ukrainischen Kultur kommt. Darüber hinaus sind auch die Beiträge hervorzuheben, in denen vorrangig innenpolitische Aspekte beleuchtet und die seit 2010 zum Teil zurückgenommenen Reformen in den Blick genommen werden. Der Sammelband ist eine Neuedition von bereits zu einem früheren Zeitpunkt erstmals veröffentlichten Artikeln, die aber für das angestrebte Ziel der Herausgeber überarbeitet und aufgrund der politischen Entwicklungen aktualisiert wurden. In ihnen wird auch deutlich, dass der Wahlerfolg Janukowitschs und damit das Scheitern der Orangenen Revolution auch darin begründet liegt, dass die EU stets nur an europäischer Nachbarschaftspolitik, nicht aber an einem ukrainischen EU-Beitritt interessiert war.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 3.1 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Juliane Besters-Dilger / Alois Woldan (Hrsg.): Die Ukraine auf dem Weg nach Europa. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34521-die-ukraine-auf-dem-weg-nach-europa_41459, veröffentlicht am 22.12.2011. Buch-Nr.: 41459 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken