Skip to main content
Thomas Hofer

Die Tricks der Politiker

Wien: Ueberreuter 2010; 253 S.; hardc., 22,95 €; ISBN 978-3-8000-7448-8
Nach Ansicht des österreichischen Politikberaters Hofer steht die Kommunikation politischer Inhalte im Zentrum des politischen Geschehens. Er analysiert deshalb –eher populärwissenschaftlich – die Kultur der politischen Kommunikation in Österreich, Deutschland und den USA. Dabei wirft er einen Blick auf die kommunikativen Tricks von Politikern wie Alfred Gusenbauer, Wolfgang Schüssel, Jörg Haider, Angela Merkel, George W. Bush, Bill Clinton und Barack Obama. Als eines der wichtigsten kommunikativen Mittel identifiziert er den Einsatz von Emotionen. Beispielhaft vergleicht er die Art und Weise, wie Barack Obama im US-Präsidentschaftswahlkampf 2008 Emotionen mit dem Tod seiner Mutter weckte, mit den Strategien Bill Clintons im Wahlkampf des Jahres 1992, bei dem dieser den Tod seines Vaters strategisch nutzte. Hofer schreibt, dass beide Politiker aus dem Tod ihrer Elternteile Profit schlugen und ihre Herkunft aus sogenannten kleinen Verhältnissen betonten. Damit nahmen beide den amerikanischen Traum des Aufstiegs vom Tellerwäscher zum Millionär für sich in Anspruch. Ein weiteres Beispiel sind die TV-Duelle Alfred Gusenbauers und Wolfgang Schüssels. Dem SPÖ-Chef Gusenbauer gelang im Jahr 2002 eine emotionale Thematisierung der EU-Erweiterung, woraufhin der ÖVP-Chef Schüssel bei der Wahl unterlag. Dieser suchte trotz der vier Jahre später gewonnen Wahl wieder eine ähnliche politische Auseinandersetzung mit seinem Konkurrenten im Rahmen eines TV Duells, konnte aber erneut die Emotionen der Zuschauer nicht auf seine Seite ziehen – die Emotionalisierung der Politik misslang. Hofer beschreibt auch, wie Politiker Wirklichkeit konstruieren. Als Beispiel nennt er die Affäre Bill Clintons mit der Praktikantin Monika Lewinsky. So konnte Clinton nach dem Sex-Skandal die US-Bürger davon überzeugen, dass es seinen republikanischen Gegnern mit der Veröffentlichung der Affäre nicht etwa um Moral und Anstand, sondern in erster Linie um die Diffamierung eines innenpolitisch erfolgreichen Präsidenten gegangen war. Anschließend wendete er das Blatt noch weiter, indem er seine Gegner bezichtigte, aus niederen Motiven eine Gefährdung der US-amerikanischen Justiz in Kauf zu nehmen. Der Autor begreift Clintons Strategie als ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Konstruktion von Wirklichkeit.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.24 | 2.4 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Thomas Hofer: Die Tricks der Politiker Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32201-die-tricks-der-politiker_38409, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 38409 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken