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Dieter Heinzig

Die Sowjetunion und das kommunistische China 1945-1950. Der beschwerliche Weg zum Bündnis

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1998 (Schriftenreihe des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien 34); XXVIII, 710 S.; geb., 148,- DM; ISBN 3-7890-5370-8
Nicht immer waren die sowjetisch-chinesischen Beziehungen so gespannt wie seit dem Beginn der sechziger Jahre, vor allem aber während der bewaffneten Grenzkonflikte am Ende jenes Jahrzehnts. Denn in den Jahren zwischen 1945 und 1950 vollzog die UdSSR einen außenpolitischen Schwenk, der sie auf der diplomatischen Ebene vom Vertrag mit der chinesischen Nationalregierung vom August 1945 zum Freundschafts- und Beistandsvertrag mit der Volksrepublik China im Februar 1950 führte. Heinzig untersucht die China-Politik Moskaus in diesem Zeitraum. Der Autor hat dabei freigegebenes Quellenmaterial aus chinesischen und russischen Archiven auswerten können und legt nun neue Erkenntnisse vor. So fanden in der ersten Jahreshälfte 1949 bilaterale Geheimtreffen statt, von denen die westliche Forschung bislang nichts wußte. Sie dienten aus russischer Perspektive dazu, die Kontakte zur Kommunistischen Partei Chinas zu intensivieren, nachdem deutlich geworden war, daß diese im Bürgerkrieg die Oberhand behalten würde. Die angesprochenen Themen reichten vom Status der Mongolei über sowjetische Wirtschaftshilfen und die bilaterale Militärkooperation. Lediglich die von Peking erhoffte sowjetische Unterstützung für einen chinesischen Angriff auf Taiwan kam mit Blick auf die Vereinigten Staaten nicht zustande. Überhaupt stellten die USA einen "unsichtbaren Partner am Verhandlungstisch" (486) dar, d. h. die beiden Akteure bezogen mögliche Reaktionen Washingtons auf ihre Gespräche in ihre Überlegungen ein. Die häufig geäußerte Vermutung, es habe eine reale Chance für eine amerikanisch-chinesische Annäherung gegeben, deren Ergebnis eine Westorientierung Pekings gewesen wäre, weist der Autor jedoch zurück. Entsprechende Signale der Führung in Peking hätten lediglich taktischen Charakter besessen. Dem Autor ist es gelungen, mit seiner Arbeit das Standardwerk zu jenem Abschnitt der sowjetisch-chinesischen Geschichte zu verfassen, das auf absehbare Zeit Gültigkeit besitzen wird. Auf der Grundlage eines phänomenalen Quellenstudiums entwickelt er nicht nur die diplomatischen Grundlinien der bilateralen Beziehungen, sondern würdigt auch die persönliche Stellung der beiden Führungsfiguren Stalin und Mao Zedong. Inhalt: I. Rückblick: Die Emanzipation der KP Chinas von Moskau; II. Moskaus doppelbödige Chinapolitik zwischen 1945 und 1948; III. Das Wendejahr 1949: Auf dem Weg zum Bündnis; IV. Stalin und Mao Zedong in Moskau: Der Durchbruch zum Bündnis.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.42 | 2.62 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Dieter Heinzig: Die Sowjetunion und das kommunistische China 1945-1950. Baden-Baden: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7563-die-sowjetunion-und-das-kommunistische-china-1945-1950_10062, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 10062 Rezension drucken