Magisterarbeit Aachen. - War nach der Oktoberrevolution von 1917 die Entwicklung der Übergangsgesellschaft von der sozialistischen Arbeiterdemokratie zum bürokratisierten Stalinismus unvermeidbar? Behruzi erläutert zunächst den historisch-theoretischen Diskurs über die potenziellen Konturen einer Diktatur des Proletariats. Der Autor stellt vor diesem Hintergrund die ersten Ergebnisse der Oktoberrevolution und der damit verbundenen Problematik des Aufbaus eines historisch beispiellosen Sozialismus dar. Ergänzend dazu analysiert Behruzi die bolschewistische Agitation als Reaktion auf historisch objektive Tatsachen. Den Kern der Analyse bilden dabei das Ausbleiben der internationalen Revolution, der Bürgerkrieg und die imperialistische Intervention sowie die wirtschaftliche Entwicklung Sowjetrusslands. Der Verfasser erläutert den unmittelbaren Einfluss dieser objektiven Faktoren auf die bolschewistische Wirtschaftspolitik und den "Verfall der Rätedemokratie". Zu der sich in den Jahren nach der Revolution durchsetzenden Politik des Substitutionalismus und des Parteienverbots bezieht Behruzi, unter Einbezug des geschichtlichen Kontextes, differenziert Stellung. Auf die Frage, ob der Stalinismus eine unvermeidbare Frucht des Leninismus/Trotzkismus sei, antwortet der Autor in seiner stilistisch und sprachlich klar formulierten Arbeit: "dass die Entstehung des Stalinismus keineswegs die einzige aus der Oktoberrevolution folgende Entwicklungsmöglichkeit darstellte" (141). Inhaltsübersicht: II. Grundlagen der Sowjetherrschaft: 1. Theorie der Übergangsgesellschaft: Die Diktatur des Proletariats; 2. Bedingungen in Rußland vor 1917; 3. Bürgerliche und proletarische Revolution. III. Der erste Arbeiterstaat als Ergebnis der Oktoberumwälzungen - Errungenschaften: 4. Die ersten Maßnahmen des Arbeiterstaates; 5. Das Rätesystem. IV. Niedergang der Sowjetdemokratie: 6. Die Probleme des Übergangs und die Politik der bolschewistischen Regierung; 7. Verfall der Rätedemokratie; 8. Kontinuität und Brüche im Prozeß der Bürokratisierung.