Nach der aufwendigen Präsentation der ungarischen Originalausgabe im Herbst 1999 in Budapest liegen Horváths Erinnerungen an seine Zeit als Botschafter in Bonn (1984-1991) nunmehr auch in deutscher Sprache vor. Ihnen vorangestellt ist eine längere "Einführung" des Historikers Németh zur Nachkriegsgeschichte Ungarns und zu den deutsch-ungarischen Beziehungen bis Anfang der 80er-Jahre. Die Ausführungen Horváths beziehen sich auf zentrale Entwicklungen in den bilateralen Beziehungen während seiner Amtszeit: die Annäherung Ungarns an die EG, die Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen, die deutsche Begleitung des innerungarischen Reformprozesses und insbesondere die (Geheim-)Diplomatie im Vorfeld der Grenzöffnung. Der Verfasser zeichnet die bewegenden Ereignisse des Spätsommers sowie Herbstes 1989 nach und beleuchtet ihre innenpolitischen Voraussetzungen. Zu diesen rechnet er die politische und wirtschaftliche Liberalisierung in Ungarn, vor allem aber den in mehreren Etappen erkämpften Sieg der Reformkräfte um Horn, Németh und Pozsgay innerhalb der regierenden MSzMP. Ausführlich werden die Verdienste deutscher Politiker für den ungarischen Reformprozess in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre gewürdigt. Namentlich Strauß und Kohl erfahren eine sehr positive Bewertung, während der Sozialdemokratie – mit Ausnahme beispielsweise Brandts – ein geringes Interesse an den Entwicklungen in Ungarn und eine unverständliche Abgrenzungspolitik gegenüber der MSzP nach 1989 vorgeworfen werden. Substanziell neue Erkenntnisse zu den ungarisch-deutschen Beziehungen in dieser Zeit bietet der Band nicht, und von einer "bahnbrechende[n] Arbeit" (16) – so Horn im Vorwort – kann ernsthaft kaum die Rede sein. Gleichwohl wird der Leser auf unterhaltsame Art und Weise mit einigen interessanten und aufschlussreichen Details der deutsch-ungarischen Diplomatie in den 80er-Jahren vertraut gemacht.