Diss. Berlin; Erstgutachter: M. Kreile. - Die israelische Siedlungstätigkeit im Westjordanland und im Gaza-Streifen zählt bis zum heutigen Tag zu einem der zentralen Hindernisse einer Kompromißlösung zwischen Israel und den Palästinensern. Kläsgen untersucht nach einer kenntnisreichen Skizze der Determinanten des Siedlungsprozesses zunächst die Wirkungen der sowjetischen Einwanderung (Alija) ab 1989 auf die Siedlungstätigkeit jenseits der Grünen Grenze. Die etwa 800.000 Einwanderer aus der früheren UdSSR haben einerseits zu einer Verstärkung der Siedlungstätigkeit beigetragen, andererseits nach Auffassung des Verfassers eine Europäisierung sowie Säkularisierung Israels ausgelöst und durch ihre Stimmabgabe zugunsten von Labour bei den Wahlen 1992 den Weg für eine Verständigung mit den Palästinensern geebnet. In dem bei weitem umfangreichsten fünften Kapitel bezieht sich Kläsgen dann allerdings kaum noch auf die sowjetische Alija, sondern analysiert ganz allgemein die Folgen der Siedlungspolitik auf den israelisch-palästinensischen Konflikt. Im Zuge der Siedlungspolitik sei das Dilemma von Zionismus und Demokratie zusehends offensichtlicher geworden und habe in Verbindung mit internationalen und lokalen Entwicklungen (Ende der Blockkonfrontation, Intifada) zu einer veränderten Wahrnehmung des Konflikts auf israelischer Seite geführt. Erst die von der Siedlungspolitik ausgelöste Konfliktverschärfung hat paradoxerweise die Voraussetzungen für eine Verhandlungslösung geschaffen, indem sie Israel kompromißfähig machte.