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Gregor Hain

Die Sicherheit und Stabilität Indiens. Historische, politische und wirtschaftliche Herausforderungen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Moderne Südasienstudien – Gesellschaft, Politik, Wirtschaft 2); 534 S.; brosch., 98,- €; ISBN 978-3-8487-1754-5
Diss. UniBW München; Begutachtung: G. Küenzlen, D.‑E. Khan. – Indien ist vieles zugleich, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Ob der Konflikt mit Pakistan, die Rivalität mit China, die Denkmäler der Kolonialzeit oder die religiöse und ethnische Vielfalt: Es ist schwer, Indien als Untersuchungsgegenstand zu fassen. Die sich bietende heterogene Gemengelage erfordert in der Tat einen interdisziplinären Zugang. Von daher hat sich Gregor Hain viel vorgenommen, wenn er die Stabilität und die Sicherheit eines solchen Gebildes in den Blick nehmen und dabei konkrete (sicherheitspolitische) Herausforderungen für Indien identifizieren will. Vielleicht hätte der gewählte Zugang über den Konstruktivismus eine breitere Herleitung verdient. In jedem Fall aber ist Hain gut beraten, angesichts der griffigen Fragestellung seine Begrifflichkeiten Sicherheit und Terrorismus sauber zu dechiffrieren, selbst wenn gängiges Schrifttum fehlt. Dennoch kann man trefflich diskutieren, ob der historische Zugang tatsächlich in dieser Form erfolgen muss, da eine Verknüpfung mit der Mentalitätsforschung eher schwach ausfällt und letztlich offen bleibt, welche identitätsstiftende Rolle das so aufbereitete historische und kulturelle Wissen spielen kann. Für Hain – das wird schon aus der Gliederung ersichtlich – sind das alles nur notwendige Randphänomene. Sein Augenmerk liegt auf den in Kapitel V gebündelten Bedrohungsperzeptionen und Szenarien, mit denen er seine Arbeitshypothese belegen möchte, dass Indien angesichts der zahlreichen internen Konflikte als Staat am Scheideweg zwischen vielversprechender Zukunft und innerem Zerfall steht. Trotz der mäandernden Verästelungen des Materials gelingt es Hain, die Faktoren Religion, ethnische Vielfalt und soziale Spannungen als Gefährdungspotenziale für den Staat und die (nationale?) Gesellschaft herauszuarbeiten. Hain kennt die Region durch beruflich bedingte Aufenthalte als Bundeswehroffizier, unter anderem in Neu Delhi und im afghanischen Masar‑e‑Sharif. Seine Liste mit Interviewpartnern ist durchaus bemerkenswert. Angesichts dieser Ausgangslage hätte er aber die vielen Fäden der Arbeit beispielhaft mit Blick auf die Frage nach der Zukunftsfähigkeit Indiens zusammenführen können. So bleibt es (leider) bei einer interessanten und fundierten Momentaufnahme.
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Rubrizierung: 2.682.234.222.252.642.22 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Gregor Hain: Die Sicherheit und Stabilität Indiens. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39602-die-sicherheit-und-stabilitaet-indiens_48082, veröffentlicht am 14.04.2016. Buch-Nr.: 48082 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken