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Bärbel Heide Uhl

Die Sicherheit der Menschenrechte. Bekämpfung des Menschenhandels zwischen Sicherheitspolitik und Menschenrechtsschutz

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (Edition Politik); 236 S.; 34,99 €; ISBN 978-3-8376-2640-7
Diss. FU Berlin; Begutachtung: B. Riedmüller. – Handelt es sich beim Menschenhandel um ein menschenrechtliches Problem oder um eine kriminelle Aktivität, die längst den Charakter einer sicherheitsrelevanten Bedrohung angenommen hat? Bärbel Heide Uhl analysiert den Wandel im internationalen Menschenhandels‑Diskurses. Ausgangspunkt hierbei ist die Beobachtung von seiner schrittweisen Verschiebung in den Bereich der Sicherheitspolitik; dieses Phänomen ist insbesondere nach dem 11. September 2001 immer wieder mit Blick auf die vermeintliche Widersprüchlichkeit der Politikfelder Sicherheitspolitik und Menschenrechtsschutz besprochen worden. Das Ziel der Autorin ist es, vor diesem Hintergrund eine (Neu‑)Verortung des Politikfelds der Menschenhandelsbekämpfung vorzunehmen, die hierfür maßgeblichen Akteure zu identifizieren und die Frage nach ihrer Legitimierung zu betrachten. Uhl widerspricht gleich zu Beginn ihrer Analyse der These, dass Menschenrechts‑ und Sicherheitspolitik sich gegenüberstehen. Vielmehr könne von einer „Verzahnung von Menschenrechtsschutz und Sicherheitspolitik am Beispiel der Anti‑Menschenhandelsstrategien“ gesprochen und „Sicherheitspolitik in der Anti‑Menschenhandelspolitik nicht ohne die Anti‑Menschenrechtsrhetorik gedacht werden“ (23). Mit der Analyse von Policy‑Dokumenten der Jahre 1997 bis 2009 konzentriert Uhl sich auf den Zeitraum vor und nach der Verabschiedung des Palermo‑Protokolls von 2000 (hier wurde die strafrechtliche Definition von Menschenhandel erstmals konkret festgelegt) und den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Dadurch kann sie zeigen, dass neben einer Internationalisierung der Anti‑Menschenhandelspolitiken eine definitorische Ausdifferenzierung des Begriffs des Menschenhandels stattgefunden hat. Dies hat wiederum eine Ausweitung der strafrechtlichen Gegenstände im Bereich des Menschenhandels zur Folge. Für die eigentliche Versicherheitlichung des Diskurses der Anti‑Menschenhandelspolitik kann nach Uhl neben dem Palermo‑Protokoll auch der US‑amerikanische Trafficking Victims Protection Act (TVPA) aus dem Jahr 2000 verantwortlich gemacht werden. In dessen Folge komme den Opfern von Menschenhandel die paradoxe Doppelrolle zu, als „Sicherheitsrisiko verwaltet und gleichzeitig zum Opfer von Menschenrechtsverletzungen erklärt“ (214) zu werden.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.424.454.1 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Bärbel Heide Uhl: Die Sicherheit der Menschenrechte. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37731-die-sicherheit-der-menschenrechte_46042, veröffentlicht am 30.10.2014. Buch-Nr.: 46042 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken