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David Sirakov

Die russisch-amerikanischen Beziehungen von 2001 bis 2008. Innergesellschaftliche Präferenzbildung und exekutive Handlungsautonomie

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010; 297 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8329-5753-7
Diss. Kaiserslautern; Gutachter: J. Wilzewski, D. Nabers. – Obwohl es in den Amtszeiten Wladimir Putins und George W. Bushs erhebliche Spannungen zwischen Moskau und Washington in einer Fülle von Politikfeldern gab, erinnert sei beispielsweise an die US‑Kritik an der russischen Demokratie‑ und Menschenrechtspolitik, kam es im Untersuchungszeitraum zu einer intensiven Kooperation. Der Autor führt das auf das Verhandlungsgeschick der Präsidenten und ihrer Regierungen sowie auf ein „Abheben von der innengesellschaftlichen Präferenzlage“ (18) zurück. Den Exekutiven beider Staaten sei es zeitweilig gelungen, sich von den gesellschaftlichen Präferenzen zu entkoppeln und damit die bilateralen Beziehungen maßgeblich zu prägen, so Sirakov. Ausgehend von dieser These werden die Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten analysiert. Hierzu formuliert er zwei theoretische und zwei empirische Fragestellungen, die sich auf den Stellenwert des Faktors exekutive Handlungsautonomie und eine Messmethode hinsichtlich ihrer Prädestination im politischen System beziehen. Konkret vergleicht er Interessengruppen, die Medien‑ und Parteiensysteme beider Länder sowie das Verhältnis zwischen Exekutive und Legislative. Diese Analyse lässt sowohl in Russland als auch in den USA eine hohe Prädestination exekutiver Handlungsautonomie erkennen: Durch die gezielte „Rezentralisierung der Präferenzvermittlungsstrukturen [hat] der russische Präsident seine Macht und seinen Einfluss im sogenannten Sistema Putina“ (246) gesichert und sei somit in der Lage gewesen, eine Prädestination exekutiver Handlungsautonomie zu entwickeln. Diese sei in seinen beiden Amtszeiten gestiegen und habe 2003 einen besonders hohen Grad erreicht. Auch in den USA habe sich die Existenz einer solchen Prädestination nachweisen lassen, insbesondere nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Ein „Übermaß“ an Vertrauen der Bevölkerung, der Medien und des Kongresses in die Exekutive sei vorhanden gewesen, sodass gar die Rede von einer „imperialen Präsidentschaft“ (246) gewesen sei, was der Bush‑Administration eine weitreichende Handlungsautonomie beschert habe.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.222.622.642.22.22 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: David Sirakov: Die russisch-amerikanischen Beziehungen von 2001 bis 2008. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14874-die-russisch-amerikanischen-beziehungen-von-2001-bis-2008_40113, veröffentlicht am 25.08.2011. Buch-Nr.: 40113 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken