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Ergin Güneș

Die regionale Großmachtpolitik der Türkei und das südostanatolische Projekt GAP

Online-Publikation 2010 (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:25-opus-76178); VII, 257 S.
Diss. Freiburg i. Br.; Begutachtung: H. Weiland, D. Oberndörfer. – Während der Nahe Osten insgesamt unter Wasserarmut leidet, verfügt die Türkei über große Wasservorkommen. Diesen Vorteil nutzt das Land, um sich, so die These Güneş, zu einer regionalen Großmacht zu entwickeln. Mithilfe eines Projektes in Südostanatolien, dem Güneydoğu Anadolu Projesi (GAP), erhofft sich die Türkei einen entscheidenden Machtzuwachs. Dieses Projekt ermöglicht es, das Wasser des Euphrats und des Tigris als wirtschaftliches und strategisches Mittel sowohl in der Innenpolitik als auch in der regionalen und internationalen Politik zur Durchsetzung türkischer Interessen zu nutzen, schreibt der Verfasser. Von der türkischen Wasserpolitik und dem GAP sind der Irak und Syrien als Unteranrainerstaaten direkt betroffen, vor allem aber Kurden, da das GAP ausschließlich auf kurdischem Siedlungsgebiet durchgeführt werden soll. Indem der Region Wohlstand zuteil wird, soll der Arbeiterpartei PKK der Boden entzogen und „die Kurdenfrage auf eine elegante, sozioökonomische Weise“ (5) gelöst werden. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass die Nachbarstaaten die Kurdenfrage in der regionalen und internationalen Politik gegen die Türkei einsetzen. Das GAP hat enorme Dimensionen: Jährlich sollen 27 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert werden, es umfasst 22 Staudämme und Bewässerungskanäle, die die Bewässerung von 1,82 Millionen Hektar Boden ermöglichen sollen. Güneş stellt die Motive dar, die die Türkei zur Realisierung des GAPs bewogen haben, dazu zähle einerseits die Absicht, Südostanatolien durch die Entwicklung der Landwirtschaft „in einen ‚Brotkorb’ zu verwandeln“ (4) und die wasserarmen, aber ölreichen Länder des Nahen Ostens zu zahlungskräftigen Kunden der Türkei zu machen. Andererseits sollen die Wasserkraftwerke für die Industriezentren Energie produzieren und die Ausgaben für den Energieimport dadurch reduziert und sogar ein Energieexport ermöglicht werden. Zusätzlich solle Wasser in den Nahen Osten exportiert werden, mithilfe der Errichtung einer Pipeline. Trinkwasser werde, so das Resümee des Autors, durch die Türkei als Druckmittel auf ihrem Weg hin zu einer regionalen Großmacht eingesetzt.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.63 | 2.22 | 2.263 | 4.22 | 4.42 | 4.45 | 4.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Ergin Güneș: Die regionale Großmachtpolitik der Türkei und das südostanatolische Projekt GAP 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33834-die-regionale-grossmachtpolitik-der-tuerkei-und-das-suedostanatolische-projekt-gap_40542, veröffentlicht am 17.11.2011. Buch-Nr.: 40542 Rezension drucken