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Roland Tichy / Andrea Tichy

Die Pyramide steht kopf. Die Wirtschaft in der Altersfalle und wie sie ihr entkommt

München/Zürich: Piper 2001; 339 S.; geb., 22,90 €; ISBN 3-492-04346-1
"Schwarzmalerei? Hoffentlich!" (67) Das Autorenpaar spricht das aus, was ohnehin im Kopf des Lesers herumschwirrt. Und fährt eindrucksvoll fort, die Horrorszenarios der alternden Gesellschaft in Deutschland zu zeichnen. Der Aufbruch in die "New Economy" war das letzte Aufbäumen in diesem Land. Als nächstes wird "der graue Morgen der Grey Economy" anbrechen (59). Diese Tendenzen sind nicht ausschließlich deshalb gefährlich, weil sie die Bevölkerungspyramide Kopf stehen lassen und den gewohnten Rentenversicherungssystemen die Grundlage entziehen. Die Gefahr liegt vor allem in der langsam schwindenden Jugend, dem Kapital jeder Gesellschaft, die für Innovationen sorgt und die Entwicklung der Wirtschaft vorantreibt. Die Illusion vom immerwährenden Wohlstand droht zu zerplatzen. Also gilt es die negativen Folgen der Überalterung in Deutschland mit richtigen politischen Weichenstellungen aufzufangen. "Dazu gehört eine aktive Einwanderungspolitik, die die Menschen ins Land holt, die Deutschland künftig brauchen wird. Dazu gehört aber auch eine Familienpolitik, die es Frauen ermöglicht, Familie und Berufstätigkeit miteinander zu verbinden. Nicht zuletzt müßte die Politik darauf zielen, daß das Potential der älteren Menschen besser als bisher genutzt wird." (322) Das Buch ist streng genommen kein wissenschaftliches Werk. Da wird schon mal ausgiebig mit den Ergebnissen einer unveröffentlichten Diplomarbeit hantiert. Es ist jedoch eine Wonne, in dem im unterhaltsamen Stil geschriebenen und mit sehr anschaulichen Assoziationen gespickten Werk der Tichys zu schmökern. Man merkt den Autoren, beide studierte Volkswirte, das journalistische Metier deutlich an. Dennoch erscheinen die Botschaften des Buches zur richtigen Zeit, wo doch die Emotionen über neue Gesetze zur Rentenversicherung und Einwanderung hoch schäumen. Inhaltübersicht: 1. Prolog: Die große Lüge von "Weiter so"; 2. Die neue Gründerzeit der "New Economy"; 3. Abschwung in die "Grey Economy"; 4. Ausländer rein - Einwanderungsland Bundesrepublik; 5. Saat der Mutigen: Fortschritt durch Einwanderer; 6. Tabu Bevölkerungspolitik; 7. Neuland ohne Beispiel.
Tetyana Lutsyk (TL)
Lizentiat der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen (lic. oec. int.), Doktorandin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Wirtschaftspolitik, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.3 | 2.342 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Tetyana Lutsyk, Rezension zu: Roland Tichy / Andrea Tichy: Die Pyramide steht kopf. München/Zürich: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15434-die-pyramide-steht-kopf_17575, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17575 Rezension drucken