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Thomas David / Valentin Groebner / Janick Marina Schaufelbuehl / Brigitte Studer (Hrsg.)

Die Produktion von Ungleichheiten/La production des inégalités

Zürich: Chronos Verlag 2010 (Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte 24); 218 S.; brosch., 31,- €; ISBN 978-3-0340-0973-7
Die Autoren fragen, wie sich in der Schweiz soziale Ungleichheiten beschreiben lassen. Der Betrachtungszeitraum reicht vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Einführend heißt es, eine Reihe von Studien weise nach, dass sich in den vergangenen zwanzig Jahren die Reduktion sozialer Ungleichheit verlangsamt habe. Es scheine gar, stellen die Herausgeber fest, als lasse sich deren Zunahme in wichtigen, hoch entwickelten Staaten belegen. Dies unterscheide die Gegenwart von der Periode zwischen 1950 und 1980 und müsse erneutes Forschungsinteresse begründen. Rehula Argast widmet sich in ihrem Beitrag einem der zentralen Akteure, der in der Produktion und Reproduktion von Ungleichheit interveniert, dem Staat. Die Kontrolle des Zugangs zur Staatsbürgerschaft ist ein zentrales Mittel in dem Prozess der Differenzierung von Menschen. Die Autorin betrachtet in diesem Kontext die verschiedenen Gebrauchsweisen des Begriffs Assimilation durch die schweizerischen Behörden im Zeitraum zwischen 1920 und 1970. Ihre zentrale These ist, dass sich „die allgemein als ethnisch-kulturell bezeichneten Assimilationskriterien nach 1945 von hauptsächlich ethnisch-biologistischen zu habituellen, den Lebensstil und das Verhalten betreffenden Kriterien verschoben haben“ (185). Sie erläutert diese These überzeugend und vermutet abschließend, dass gerade diese historische Verschiebung die Grenzen zwischen Integration und Assimilation in der Schweiz verschwimmen ließen. Zwar werde der Begriff Assimilation in den Gesetzestexten und Diskursen vermieden, er lebe aber in den Prozeduren der Einbürgerungsbehörden fort. Gisela Hürlimann und Ganga Jey Aratnam gehen der Frage nach, warum staatliche Interventionen seit 1930 in der Schweiz nicht zu einer Reduktion der Vermögensunterschiede geführt haben. Die schwache Progression des schweizerischen Steuersystems ist einer der Punkte, die es nach Ansicht der Autoren verhindern, dass die Sozialversicherungen eine Umverteilung der Einkommen von oben nach unten bewirken. Aber sie nennen auch den Rückbau der Erbschaftssteuer als wichtigen Faktor.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.5 | 2.23 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Thomas David / Valentin Groebner / Janick Marina Schaufelbuehl / Brigitte Studer (Hrsg.): Die Produktion von Ungleichheiten/La production des inégalités Zürich: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31637-die-produktion-von-ungleichheitenla-production-des-ingalits_37682, veröffentlicht am 30.08.2010. Buch-Nr.: 37682 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken