In der politischen Theorie gibt es seit Langem – und mit durchaus wechselnden Argumenten – eine Debatte über das Repräsentationsprinzip. Gefragt wird dabei sowohl, ob Repräsentation als Form, also in der Art der Beziehung zwischen Gewählten und Wählern, wie auch in der faktischen Institutionalisierung tatsächlich allen gesellschaftlichen Interessen gleiche Chancen zur Artikulation einräumt. Die Beiträge greifen diese Diskussion unter sehr aktuellen Bezügen auf – im Zentrum stehen Fragen nach den Repräsentationschancen von Fremden und Armen, Gruppen also mit sozialstrukturell beschränkter Ressourcenausstattung und Konfliktfähigkeit. Die Herausgeber rücken das Thema in den Kontext der zunehmenden Ökonomisierung unserer Gesellschaft, ablesbar am Umbau der Sozialsysteme und der Durchsetzung des Marktprinzips in den öffentlichen Dienstleistungen einerseits und andererseits der offensichtlichen Hegemonie ökonomischer gegenüber republikanischen Deutungsmustern aufseiten der politischen Akteure. Am Beispiel unterschiedlicher Politikfelder – Sozial-, Migrations- und Stadtentwicklungspolitik – werden die einschließenden oder ausschließenden Wirkungen advokatorischer, deliberativer und parlamentarisch-parteipolitischer Auslegung des Repräsentationsprinzips diskutiert. Dabei zeigt sich an etlichen Beispielen: Wenn artikulationsschwache Interessen aufgegriffen werden, dann weniger von den eigentlichen Mandatsträgern als vielmehr im Zusammenspiel von advokatorisch fungierenden Verbänden und Verwaltung. Der demokratietheoretisch sehr anregende Band ist aus einer vom DFG-Sonderforschungsbereich „Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart“ der Universität Trier 2008 durchgeführten Tagung hervorgegangen.