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Nils Abraham

Die politische Auslandsarbeit der DDR in Schweden. Zur Public Diplomacy der DDR gegenüber Schweden nach der diplomatischen Anerkennung (1972-1989)

Berlin: Lit 2007 (Nordische Geschichte 6); 554 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-8258-0268-4
Diss. Greifswald; Gutachter: J. E. Olesen, P. Frohnert. – Private Kontakte zu Einheimischen wurden den DDR-Bürgern, die in Schweden Werbung für den ostdeutschen Teilstaat machen sollten, von ihrer eigenen Regierung verboten. Ihre Telefone und Wohnungen wurden abgehört, Urlaube im Land waren untersagt und wer ältere Kinder hatte, musste sie bei Verwandten in der DDR oder im Internat unterbringen. Wer sich nicht an diese rigiden Vorgaben hielt, wurde – oft unter Vorwänden – nach Ost-Berlin zurückbeordert. Die auswärtige Kulturpolitik der DDR, die unter der Bezeichnung „kulturelle Auslandsbeziehungen“ (43) firmierte, krankte allerdings nicht nur an dem Misstrauen der SED den eigenen Leuten gegenüber, sondern auch an der Diskrepanz zwischen den diktatorischen Verhältnissen im Inneren und dem (angestrebten) Bild nach außen als Garant des Friedens und Hort der Gerechtigkeit. Abraham beschreibt, wie die DDR gerade aber dieses Bild über eine „Public Diplomacy“ (19) propagandistisch zu erreichen versuchte. Der Untersuchungszeitraum setzt 1972 mit dem Abschluss des Grundlagenvertrags ein, der der DDR überhaupt die Möglichkeit eröffnete, nennenswerte Kontakte ins westliche Ausland herzustellen. Das neutrale Schweden sei ein hauptsächliches Ziel bei dem Bemühen gewesen, sich als souverän und erfolgreich zu präsentieren – nicht nur aus außenpolitischen Gründen, sondern auch zu Legitimitätszwecken nach innen. Abraham stellt die wichtigsten Institutionen vor, die mit dieser Auslandsarbeit beauftragt waren. Dazu zählen die Liga der Völkerfreundschaft und das DDR-Kulturzentrum. Sie veranstalteten u. a. Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Deutschkurse. Die durch sie transportierte „stark idealisierende“ (295) Selbstdarstellung der DDR ergänzt bzw. konterkariert der Autor mit Beispielen aus der Berichterstattung in der schwedischen Presse, die immer wieder auf Missstände in der DDR hinwies. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die DDR zwar durchaus Teile der schwedischen Bevölkerung ansprechen konnte – dies gelang vor allem aber mit unpolitischen kulturellen Veranstaltungen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.314 | 4.22 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Nils Abraham: Die politische Auslandsarbeit der DDR in Schweden. Berlin: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28353-die-politische-auslandsarbeit-der-ddr-in-schweden_33386, veröffentlicht am 04.04.2008. Buch-Nr.: 33386 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken