Die Parteiensysteme der Bundesländer im Vergleich. Bestandsaufnahme und Entwicklungen
Diss. Konstanz; Begutachtung: M. Freitag, A. Vatter. – Die 16 Landesparlamente sind gegenwärtig mit drei bis sechs Fraktionen sehr heterogen zusammengesetzt; nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zunächst sogar bis zu zehn Fraktionen. Angesichts der zeitlichen und regionalen Differenzen fragt Aline Schniewind zu Recht: „Inwiefern unterscheiden sich die Parteiensysteme der deutschen Bundesländer und worin liegen diese Unterschiede begründet?“ (2) Das will die Autorin für den Zeitraum von 1946 (beziehungsweise 1990) bis 2009 klären und legt eine methodisch fundierte Studie vor. Die Konzeption der Analyse sieht vor, dass zunächst verschiedene Parameter, die auf der Basis statistischer Auswertungen miteinander verglichen werden können, ausgewählt werden. Deshalb erklärt Schniewind im Theoriekapitel, „dass die Fraktionalisierung (Fragmentierung), Polarisierung und Volatilität von Parteiensystemen bedeutende, zu untersuchende Eigenschaften sind“ (17). Jedes dieser drei quantitativen Merkmale wird in einem eigenen Kapitel analysiert, wobei die Vorgehensweise identisch ist: Nach einer kurzen deskriptiven Darstellung der Entwicklung wird der Forschungsstand zum jeweiligen Parameter referiert, um dann aus den Theorien Hypothesen abzuleiten. Diese werden anschließend anhand aufwändiger statistischer Auswertungen mit der Erstellung verschiedener Modelle und Diagnoseverfahren zur Robustheit überprüft; einige Textpassagen sind aber etwas zu ausführlich und wirken damit für den Leser ermattend. Zu den zentralen Erkenntnissen gehört, dass die „Parteienzahl […] mit zunehmender Modernisierung und Individualisierung“ (104) wachse und „sich die Volatilität der Wählerstimmen in den Bundesländern nicht mit den hier untersuchten theoretischen Ansätzen erklären lässt“ (258). Nach der Analyse der drei Parameter wird eine „Typologie der Landesparteiensysteme“ (269) entwickelt. Dabei stellt Schniewind – vorbehaltlich der Differenzen im Zeitverlauf – die „Zweieinhalbparteiensysteme der alten Länder“ mit hoher beziehungsweise mittlerer Wählerstimmenkonzentration den „Dreiparteiensysteme[n] der neuen Länder mit geringer Wählerstimmenkonzentration“ (309) gegenüber.