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Klaus Dingwerth / Dieter Kerwer / Andreas Nölke (Hrsg.)

Die Organisierte Welt. Internationale Beziehungen und Organisationsforschung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2009 (Internationale Beziehungen 12); 317 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8329-4934-1
In der Disziplin der Internationalen Beziehungen herrscht bislang ein weitgehend reduktionistisches Verständnis internationaler Organisationen vor. Oftmals werden Letztere lediglich als Arenen zwischenstaatlicher Verhandlungsprozesse betrachtet. Wo internationalen Organisationen eine eigene Akteursqualität zugesprochen wird, konzentriert sich die Forschung hingegen vor allem auf die Fragen, warum Staaten Aufgaben an Organisationen delegieren und wie sie diese kontrollieren können. Die Folgen des Akteurscharakters werden also auch hier nicht weiter beleuchtet. Mit diesem Band wollen die Herausgeber einem solchen Reduktionismus entgegentreten. Im Mittelpunkt steht der Versuch, drei Perspektiven zusammenzuführen, an denen sich auch die Gliederung des Bandes orientiert: die Binnenperspektive, also die Strukturen und inneren Entwicklungslogiken der einzelnen Organisationen; die Interaktionsperspektive, also die Wechselwirkungen mit anderen Organisationen und Akteuren sowie die Ordnungsperspektive, aus der heraus nach der Rolle internationaler Organisationen bei der Herausbildung globaler Ordnung gefragt wird. Zum einen soll damit eine Bestandsaufnahme neuerer politikwissenschaftlicher Forschung zu internationalen Organisationen vorgenommen werden; zum anderen wollen die Autoren zeigen, welchen Beitrag das interdisziplinäre Feld der Organisationsforschung für die Analyse internationaler Organisationen leisten kann. Die Beiträge lassen zwar erkennen, dass ein Verständigungsprozess zwischen Organisationsforschung und Internationalen Beziehungen immer noch auf Hindernisse stößt – was zum Teil den unterschiedlichen Erkenntnisinteressen beider Disziplinen geschuldet ist. Demgegenüber wird jedoch auch deutlich, dass ein solcher Verständigungsprozess lohnend ist und zu fruchtbaren Ergebnissen für beide Disziplinen führen kann. Insbesondere für die Internationalen Beziehungen stellt die organisationstheoretische Unterfütterung eine große Herausforderung dar, indem sie die dominante Staatszentriertheit des Faches in ihre Schranken verweist.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.3 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Klaus Dingwerth / Dieter Kerwer / Andreas Nölke (Hrsg.): Die Organisierte Welt. Baden-Baden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31901-die-organisierte-welt_38041, veröffentlicht am 13.04.2010. Buch-Nr.: 38041 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken