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Stephanie Oesch

Die organisierte Kriminalität – eine Bedrohung für den Finanzplatz Schweiz?

Zürich: vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich 2010 (Strategie und Konfliktforschung); 207 S.; brosch., 32,- €; ISBN 978-3-7281-3283-3
Diss. Zürich; Gutachter: A. A. Stahel, B. Tag. – Welche Rolle spielt die Schweiz als Finanzplatz für die Geldwäsche der organisierten Kriminalität? Die Autorin vermittelt erst einen kurzen Überblick über die weltweit agierenden kriminellen Organisationen sowie die Bedrohung, die von ihnen für die Stabilität von Staaten ausgeht, und stellt dann deren Tätigkeiten in der Schweiz dar. Besonders sticht die aktuelle Rolle der russischen organisierten Kriminalität hervor: Diese investiert ihre Erlöse nicht nur zunehmend in der Schweiz, sondern pflegt auch Kontakte in Politik und Wirtschaft. Diesen Aktivitäten stellt die Autorin die schweizerische Gesetzgebung und Strafverfolgung gegenüber und fragt nach der Durchsetzung der Bestimmungen im Alltag: „Leider kann gesagt werden, dass für viele Bankangestellte Geldwäscherei und organisierte Kriminalität Fremdwörter sind.“ (122) Die Geldwäsche über Bankkonten sei allerdings gar nicht das hauptsächliche Problem, argumentiert die Autorin unter Hinweis auf Offshore-Bankenplätze wie die Bahamas oder die Cayman Islands, über die ein Großteil des illegal erwirtschafteten Geldes in den legalen und globalen Wirtschaftskreislauf überführt werde. Die Schweizer Gesetze seien durchaus restriktiv und wirksam. Allerdings spiele die Schweiz als „Finanzdienstleistungszentrum“ für die organisierte Kriminalität „eine nicht zu unterschätzende Rolle“ (179). Oesch plädiert daher dafür, die bisher nur für Mitarbeiter der Banken geltenden gesetzlichen Verpflichtungen, jedem Verdacht auf Geldwäsche nachzugehen, auf die freien Berufe – „Bankiers, Anwälte, Notare sowie der Kunst- und Antiquitätenhandel“ – auszudehnen. „Über eine verstärkte Überwachung und Kontrolle weiterer potenzieller Helfer wie etwa Politiker, Polizei, Grenzwächter sollte ebenfalls diskutiert werden.“ (181) Außerdem sei es empfehlenswert, die „westlichen Bankingstandards“ (182) auf die Entwicklungsländer auszudehnen und über eine Abschaffung des Bankgeheimnisses nachzudenken. Diese Maßnahmen wären geeignet, die organisierte Kriminalität, die auf die Geldwäsche angewiesen sei, einzudämmen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.5 | 2.263 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Stephanie Oesch: Die organisierte Kriminalität – eine Bedrohung für den Finanzplatz Schweiz? Zürich: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32051-die-organisierte-kriminalitaet--eine-bedrohung-fuer-den-finanzplatz-schweiz_38229, veröffentlicht am 11.05.2010. Buch-Nr.: 38229 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken