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Igor Iwanow

Die neue russische Diplomatie. Rückblick und Visionen. Aus dem Russischen von Kurt Badisch und Alfred Frank

Düsseldorf: Econ Taschenbuch Verlag 2002; 441 S.; 8,95 €; ISBN 3-548-75090-7
Dass ein Außenminister während seiner Amtszeit der Öffentlichkeit die Hintergründe seines politischen Handelns erläutert, ist sicherlich ungewöhnlich. Umso mehr in dem Fall des seit 1998 amtierenden russischen Außenministers Iwanow, der allgemein zu den "konservativen Kräften" in der russischen Regierung gerechnet wird. Mit seiner Darstellung zeichnet der Chefdiplomat ein umfassendes Bild von den Zielen, Rahmenbedingungen, aber auch dem Zustand der Außenpolitik seines Landes. Zunächst bilanziert Iwanow die Entwicklung russischer Diplomatie im vergangenen Jahrzehnt und diskutiert dabei Fragen der außenpolitischen Kontinuität mit Blick auf das historische Erbe des zaristischen Russlands wie auch der Sowjetunion. Ausführlich geht er auf die Gestaltung der "Außenpolitischen Konzeption Russlands" aus dem Jahr 2000 ein, an der er maßgeblich beteiligt war. Anschließend setzt er sich mit den Herausforderungen bei der Gestaltung einer Weltordnung für das 21. Jahrhundert auseinander. Hierbei fällt auf, welch prominente Stellung Fragen der Globalisierung einnehmen. Dies wird verständlich, wenn Iwanow seine Vision einer multipolaren Weltordnung mit diesem ebenso dynamischen wie schwer fassbaren Phänomen in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen in Verbindung setzt. Eine zusammenhängende Untersuchung der Beziehungen zwischen NATO und Russland bleibt aus. Es ist bemerkenswert, wie sehr die Europäische Union seit 1999 in das Blickfeld russischer Außenpolitik gerückt ist. Hierzu legt Iwanow - ebenso wie zu den USA, Afrika und anderen Teilen der Welt - die Ziele der gegenwärtigen Außenpolitik vor. Er betont, dass Russlands außenpolitische Interessen darauf abzielen, günstige Rahmenbedingungen für wirtschaftliche und soziale Reformen und Stabilität im Innern herzustellen. In diesem Zusammenhang verweist Iwanow auch auf die verstärke Mitwirkung der russischen Regionen bei interregionalen Kooperationsformen. Der Darstellung ist ein umfangreicher Anhang mit offiziellen Dokumenten zur russischen Außenpolitik angefügt.
Stefan Gänzle (GÄ)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.22 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Stefan Gänzle, Rezension zu: Igor Iwanow: Die neue russische Diplomatie. Düsseldorf: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17367-die-neue-russische-diplomatie_19991, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19991 Rezension drucken