Die NATO im Umbruch. Bündnisreform im Spannungsfeld konkurrierender Nationalinteressen
Spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 und durch die Auseinandersetzungen um die Irak-Politik ist offensichtlich geworden, dass die USA und zentrale europäische Staaten unterschiedliche Antworten auf die neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vertreten. Die NATO ist wie keine andere Institution von diesen Umbrüchen betroffen. Doch bereits zuvor war sie einem Reformprozess unterworfen, der sie in Auftrag und Funktion, institutioneller Struktur und Mitgliedschaft radikal verändert hat. Zu fragen ist daher, inwieweit es dem Nordatlantischen Bündnis trotz divergierender nationaler Interessen nach dem Ende des Ost-West-Konflikts gelungen ist, seine Bedeutung als zentrale Sicherheitsinstitution in Europa zu erhalten und wie es sich an die abermals veränderten Rahmenbedingungen des internationalen Systems adaptieren kann. Dazu untersucht der Autor aus zwei konkurrierenden theoretischen Blickwinkeln, nämlich aus der Perspektive des Realismus/Neorealismus und des neoliberalen Institutionalismus, den gesamten Reformprozess der NATO von 1990 bis 1999. Zudem nutzt er sein Instrumentarium für eine Prognose zur Überlebensfähigkeit der NATO. Diese glaubt er gesichert und sieht die wichtigste zukünftige Aufgabe der Allianz im Management von Machtasymmetrien zwischen ihren Mitgliedern.