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Philipp Salzmann

Die Nahrungskrise in Subsahara Afrika. Politische Ökonomie der Nahrungsunsicherheit von KleinbäuerInnen

Wien: Mandelbaum Verlag 2014 (mandelbaum wissenschaft); 163 S. ; 19,90 €; ISBN 978-3-85476-803-6
In seiner Untersuchung der Nahrungsunsicherheit am Beispiel Afrikas südlich der Sahara argumentiert der Politikwissenschaftler Philipp Salzmann, dass es sich hierbei um eine politisierte Langzeitkrise handelt, die angesichts „systemisch‑strukturelle[r] Ursächlichkeiten“ (10) als Auswuchs einer neoliberalen Wirtschaftsweise verstanden werden kann. Salzmann macht bereits eingangs deutlich, dass er im Sinne einer befreiungswissenschaftlichen Analyse deshalb mehr anstrebt, als nur eine Krise zu beschreiben; ihm geht es darum, „Stabilisierungsversuche des dominanten Nahrungssystems herrschaftskritisch zu kontextualisieren und in Frage zu stellen“ (12). Zur Untersuchung der Ursachen dieser Nahrungskrise, des begleitenden Diskurses und der zugrundeliegenden „Entmächtigungsprozesse“ (14) stellt er zunächst die Begriffe Nahrungsmittelsicherheit (Food Security) und Nahrungsmittelsouveränität (Food Sovereignty) gegenüber. Letzteres, vom Autor befürwortetes Konzept betone die kleinbäuerliche Selbstbestimmung der Produktionsweise und basiere auf agrarökologischen Prinzipien. Nahrungsmittelsicherheit als Konzept sei hingegen mit agroindustriellen Ideen verbunden. Für Salzmann stehen sich beide Ansätze allerdings nicht grundsätzlich unversöhnlich gegenüber, ihm geht es vielmehr darum, in den Fallstudien Uganda und Ghana (Kapitel 5 und 6) eine mögliche Vereinbarkeit zu überprüfen. Vor dieser Fallstudienanalyse beschreibt Salzmann in Kapitel 4 mit der Weltbank, NEPAD und Co. zunächst die für ihn maßgeblichen Akteure, Strukturen und Diskurse, die landwirtschafts‑ und entwicklungspolitische Maßnahmen bis dato dominieren und unter anderem für die Marginalisierung und Nahrungsunsicherheit der Kleinbauern verantwortlich zeichnen. Das besondere Augenmerk des Autors gilt hier dem vergleichsweise jungen Phänomen des Land Grabbings, das „durch ein modernistisches Entwicklungsparadigma abgesichert und perpetuiert“ (82) werde. Zusammengenommen ergibt sich die heutige Situation in der Lesart Salzmanns aus bereits länger wirkenden „neoliberale[n] Bearbeitungsversuche[n] von Nahrungsunsicherheit“ (139), die nicht nur durch dominante Entwicklungsdiskurse abgesichert erscheinen, sondern auch von den wirtschaftlichen und politischen Umstände vieler afrikanischer Staaten begünstigt werden. Als Folge des in diesem Zusammenhang entstandenen Food Regimes existiert Nahrungsmittelunsicherheit paradoxerweise in einer Region, die – so lässt sich Salzmann verstehen – die Voraussetzungen selbstbestimmter Landwirtschaft jenseits der Subsistenz erfüllt.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 2.672.22.222.2622.2634.434.44 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Philipp Salzmann : Die Nahrungskrise in Subsahara Afrika. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37784-die-nahrungskrise-in-subsahara-afrika_46092, veröffentlicht am 13.11.2014. Buch-Nr.: 46092 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken