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Karen Horn (Hrsg.)

Die Mühsal mit dem Liberalismus. Wenn Sicherheit und "soziale Gerechtigkeit" der Freiheit den Rang ablaufen

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2014 (Progress Foundation); 179 S.; 28,- €; ISBN 978-3-03823-875-1
Warum verlieren liberale Positionen und Politikentwürfe zunehmend an Überzeugungskraft? Angeregt durch zwei Veranstaltungen der Progress Foundation (Zürich) hat Karin Horn, Dozentin für ökonomische Ideengeschichte und Geschäftsführerin der „Wert der Freiheit gGmbH“, Reden, Aufsätze und Grundlagentexte zusammengestellt, mit denen Antworten auf diese Frage gefunden und die Idee des Liberalismus verteidigt werden sollen. Dies geschieht sowohl in provokanter als auch selbstkritischer Weise, oft mit eher pessimistischem, mal auch mit optimistischem Grundton. Die Gründe für den Bedeutungsverlust liberaler Ideen verorten die Autorinnen und Autoren auf verschiedenen Ebenen. Einen Hauptgrund sehen sie in der Angst der Menschen vor der Freiheit und einem angesichts der ökonomischen Verwerfungen der vergangenen Jahre gestiegenen Bedürfnis nach Sicherheit, wie dies etwa Joachim Gauck hervorhebt. Dass der kapitalistische Markt als „Verursacher allen Übels“ (61) angesehen werde, zeige, wie Ulrike Ackermann darlegt, dass der Liberalismus nur als Wirtschaftsliberalismus wahrgenommen werde. Seinen wahren Gehalt könne der Liberalismus letztlich nur entfalten, wenn er die Angst vor der Freiheit nicht länger ignoriere. Hans D. Barbier rückt das Vermittlungsproblem des Liberalismus in den Vordergrund. Er entwickelt Vorschläge für Politikerinnen und Politiker, wie sich die Werte der Freiheit, Eigenverantwortung und Subsidiarität im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern besser kommunizieren lassen. Gerhard Schwarz nimmt in seinem provokanten Plädoyer für die Freiheit ebenfalls das politische Personal des Liberalismus in den Blick und kritisiert, dass die durchaus voraussetzungsvolle und „unbequeme[.]“ (42) Idee der Freiheit zunehmend auch von denen, die sich als Liberale verstünden, hinterfragt werde: „Es gibt kaum noch Liberale, die klarmachen, dass Freiheit und Gleichheit Antagonismen sind, dass man Freiheit nur um den Preis der Ungleichheit beziehungsweise Gleichheit nur um den Preis der Unfreiheit haben kann.“ (41) Insgesamt dienen die in dem Band zusammengetragenen Texte, die größtenteils bereits an anderer Stelle veröffentlicht wurden, einer Art Selbstvergewisserung über die gesellschaftlichen Potenziale liberaler Politik und Wertvorstellungen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.222.3315.43 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Karen Horn (Hrsg.): Die Mühsal mit dem Liberalismus. Zürich: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37203-die-muehsal-mit-dem-liberalismus_45456, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 45456 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken