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Jenny Pleinen

Die Migrationsregime Belgiens und der Bundesrepublik seit dem Zweiten Weltkrieg

Göttingen: Wallstein Verlag 2012 (Moderne Zeit XXIV); 420 S.; geb., 42,- €; ISBN 978-3-8353-1185-5
Geschichtswiss. Diss. Trier; Begutachtung: L. Raphael, H. G. Hockerts. – Die Autorin fragt, „wie Staaten Migrationsbewegungen kontrollieren und den Zugang fremder Staatsbürger, die bereits auf ihrem Staatsgebiet leben, zu verschiedenen gesellschaftlichen Teilsystemen reguliert haben“ (8). Am Beispiel Belgiens und Deutschlands nimmt Pleinen einerseits die Verwaltungs‑ und Kontrollsysteme von Migration in den Blick. Im analytischen Zentrum steht hier neben Gesetzen und Verordnungen das in Archiven gesicherte Schriftgut von Behörden, die über die Inklusion von Migranten entscheiden. Die vergleichende Analyse umfasst „als supranationalen Kontext auch die Auswirkungen der während des Untersuchungszeitraums stetig zunehmenden europäischen Integration auf die beiden nationalstaatlichen Migrationsregime“ (12). Andererseits erstellt Pleinen aus über 1.800 Einzelfallakten eine Kollektivbiografie, wodurch sie sich das Thema auch aus der Migrantenperspektive zugänglich macht. Hier interessiert die Autorin vor allem, wie sich die Risiken und Chancen der Anerkennung und Integration auf die individuelle Biografie der Betroffenen auswirkten. Im Zuge ihrer Analyse stellt sie fest, dass die überwiegende Mehrheit der untersuchten Personen von Exklusionsrisiken betroffen war, tatsächlich ausgewiesen wurden in Belgien und Deutschland zu über 90 Prozent Männer. Ihre Ausweisung führte jedoch häufig dazu, dass auch Ehefrauen und Kinder das Staatsgebiet verlassen mussten, da deren Aufenthalt über die Arbeit des Familienvaters legitimiert wurde. Die Betroffenen hatten mehrere Möglichkeiten, mit den Exklusionsrisiken umzugehen: So stand es ihnen offiziell zu, den Verwaltungsgerichtsweg zu beschreiten, was vor allem dann erfolgreich war, wenn sie anwaltlich vertreten wurden. Darüber hinaus identifiziert Pleinen auch individuelle und familiäre Verhaltensweisen, beispielsweise haben teilweise auch Ehefrauen Arbeit aufgenommen oder versucht, sich selbstständig zu machen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.42 | 2.61 | 2.263 | 2.343 | 2.35 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Jenny Pleinen: Die Migrationsregime Belgiens und der Bundesrepublik seit dem Zweiten Weltkrieg Göttingen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35619-die-migrationsregime-belgiens-und-der-bundesrepublik-seit-dem-zweiten-weltkrieg_42984, veröffentlicht am 25.04.2013. Buch-Nr.: 42984 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken