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Marc Stegherr / Kerstin Liesem

Die Medien in Osteuropa. Mediensysteme im Transformationsprozess

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 374 S.; 49,95 €; ISBN 978-3-531-17482-2
Der umfassende Überblick über die Mediensysteme Osteuropas hat Potenzial zu einem unverzichtbaren Standardwerk, nicht nur für die primäre Zielgruppe der Osteuropa-Interessierten, sondern auch für Medien- und Kommunikationswissenschaftler, die sich mit dem Wechselverhältnis von Medien und Demokratie sowie mit dem Vergleich von Medienlandschaften beschäftigen. Die Länderschau stellt eine Aktualisierung und Weiterführung des 2001 erschienenen und von Thomaß/Tzankoff herausgegebenen Sammelbandes zum Thema „Medien und Transformation in Osteuropa“ (siehe Buch-Nr. 13603) dar. Zwar verweist das Autorenduo in dieser Monografie im Untertitel ebenfalls auf „Mediensysteme im Transformationsprozess“, transformationstheoretische Fachbegriffe sind aber nicht untersuchungsleitend. Stattdessen wird die Freiheit der Medien hier als Gradmesser der demokratischen Qualität der Länder Osteuropas thematisiert. Dazu zeichnen Stegherr und Liesem ein Bild, das sich von Land zu Land stark unterscheidet. Fortschritte werden u. a. Polen, der Tschechischen Republik, Ungarn, Slowenien und den drei baltischen Staaten attestiert, wohingegen die Medienentwicklung in Russland und Weißrussland als „besorgniserregend“ (9) beschrieben wird. In Südosteuropa schließlich ist die ethnische Polarisierung immer noch ein prägender Faktor und die Lage der Medien hat sich in den letzten Jahren eher verschlechtert. Insgesamt sei das totalitäre Erbe weiterhin entwicklungshemmend für freie Mediensysteme, sodass Selbstzensur der Presse, Einschränkungen der Pressefreiheit durch staatliche Institutionen bis hin zu Journalistenmorden zum Alltag gehörten. Die „Ursachen für die missliche Lage“ sind vor allem „auf Defizite bei den politischen, rechtlichen, ökonomischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen“ (13) zurückzuführen. Auch die Aktivitäten westlicher Medienhäuser ändern wenig an der miserablen Situation, da diese eher an wirtschaftlicher Rentabilität als an demokratischer Meinungsbildung interessiert seien. Die zwei Autoren plädieren dafür, dass die internationale Gemeinschaft bei den EU-Beitrittskandidaten verstärkt auf die Achtung der Pressefreiheit achten sollte. Die einzelnen Länderbeiträge unterscheiden sich stark in ihrem Umfang und rücken neben einem jeweiligen Überblick über die Printmedien und den Rundfunk Länderspezifika in den Vordergrund, die prägend für die einzelnen Medienlandschaften sind.
Andreas Hetzer (AHE)
Diplom-Medienwirt, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Fach Politikwissenschaft, Universität Siegen.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Andreas Hetzer, Rezension zu: Marc Stegherr / Kerstin Liesem: Die Medien in Osteuropa. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32561-die-medien-in-osteuropa_38863, veröffentlicht am 03.11.2010. Buch-Nr.: 38863 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken