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Jörg E. Allgäuer

Die linke und die rechte Hand: Motive der Gründung einer Stiftung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008; 236 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8329-3068-4
Diss. Bayreuth; Gutachter: M. Zöller, A. Zingerle. – Ohne private Stiftungen wären zahlreiche gesellschaftliche Aktivitäten in Kunst, Kultur, Wissenschaft, in der Jugend- oder Altenhilfe nicht möglich. Als eine Form bürgerschaftlichen Engagements hat die Gründung von Stiftungen seit einiger Zeit Konjunktur, der Großteil der in Deutschland bestehenden Stiftungen wurde in den letzten 20 Jahren gegründet. Allgäuer fragt, was Menschen dazu veranlasst zu stiften. Hierfür setzt er sich umfassend mit dem Stiftungswesen auseinander. Eingangs werden die gesellschaftlichen Grundlagen – Erben, Schenken und Stiften – sowie deren rechtliche Rahmenbedingungen dargelegt. Ein Rückblick in die Geschichte des Stiftungswesens verdeutlicht, dass Stiftungen immer im Spannungsfeld von Staat, Kirche und Gesellschaft zu betrachten sind, „dass Stiftungsgeschichte auch Rechtsgeschichte ist“ (24). Am Beispiel bedeutender Stifterpersönlichkeiten aus Deutschland und den USA sowie anhand einer qualitativen Befragung widmet sich Allgäuer den jeweiligen Interessen und Motiven und betrachtet diese vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Demnach machen Motiv, Ansehen und Zweck zusammen die Stifteridentität aus, wobei Allgäuer zwischen zwei Grundtypen unterscheidet: „Der Stifter als sozial motiviertes Wesen ist selbstlos oder er verwirklicht sich.“ (217) Interessant sind seine Erkenntnisse hinsichtlich einer stiftungsfördernden Politik: Maßnahmen wie Steuerersparnis und andere materielle Anreize oder gar eine Aufhebung der Zweckbindung seien kontraproduktiv und das Stiftungswesen „verkomme zum Stiftungsgeschäft“, zitiert der Autor den Schuhfabrikanten und christlich motivierten Stifter Heinz-Horst Deichmann. „Die Lockerung des Stiftungsrechts“, so Allgäuers Prognose, „wird nicht zu einer Stiftungswelle führen, sondern die Anzahl von Stiftungserrichtungen im sozialen Bereich minimieren.“ Sozial engagierte Stifter „werden sich anderen Modellen zuwenden, damit eben jene Identität von Motiv, Ansehen und Zweck bestehen bleibt“ (218).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.22 | 2.331 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Jörg E. Allgäuer: Die linke und die rechte Hand: Motive der Gründung einer Stiftung Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29154-die-linke-und-die-rechte-hand-motive-der-gruendung-einer-stiftung_34455, veröffentlicht am 05.08.2008. Buch-Nr.: 34455 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken