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König Abdullah II. von Jordanien

Die letzte Chance. Mein Kampf für Frieden im Nahen Osten. Aus dem Englischen von Karola Bartsch, Gabriele Gockel und Barbara Steckhan

Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2011; 448 S.; EUR 22,99 €; ISBN 978-3-421-04460-0
Der jordanische König plädiert leidenschaftlich für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts – bei diesem gehe es nicht um Religion, sondern um den „politischen Kampf um Rechte und Land“ (11). Nur die Etablierung zweier Staaten würde trotz demografischer Veränderungen die Existenz Israels sichern sowie Sicherheit für alle Staaten in der Region bieten, die Kriegsgefahr bannen und allen terroristischen Kräften die Grundlage entziehen. Außerdem würde ein Friedensschluss eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zulassen – Abdullah II. ist davon überzeugt, dass Israelis, Jordanier, Libanesen und Palästinenser das „Benelux des Nahen Ostens“ (18) gestalten könnten. Die Schilderung der Realität nimmt allerdings den größten Raum in diesem Buch ein. Ausgehend von seinen persönlichen Erfahrungen sowie denen seines Vaters und seines Großvaters schildert der in England und den USA ausgebildete König eindringlich Genese und Fortbestand des israelisch-palästinensischen Konflikts und die damit verwobenen Probleme seines Landes und der gesamten Region. Fragen der innenpolitischen Entwicklung sind nicht Gegenstand dieses Buches, Abdullah II. erscheint allerdings als ein sich kümmernder Landesvater, der sich um die Modernisierung der jordanischen Gesellschaft (Rechte der Frauen, Bildung, Wirtschaftspolitik) bemüht. Im Mittelpunkt der Darstellung steht die Pflege der außenpolitischen Beziehungen, wobei vor allem ein pragmatischer Ansatz auffällt – Abdullahs II. Rolle als Oberhaupt der Haschemiten erscheint in keiner Zeile als Grund für eine spezifische Ausrichtung der Politik. Der König wundert sich aber darüber, dass der damalige US-Präsident George W. Bush ihm gegenüber den Krieg gegen den Irak mit religiösen Motiven rechtfertigte. Die Abschnitte über die US-Politik und -Kriegsführung sowie die Versäumnisse der Supermacht im Nahost-Konflikt sind die interessantesten. Abdullah II. schildert, wie taub sich Bush mit Blick auf den Irak für Ratschläge aus der Region stellte und ein von ihm überbrachtes Kooperationsangebot des Iran ignorierte. Eindruck hinterlassen aber auch die Schilderungen des Königs darüber, wie sehr sein eigenes Land erst unter dem palästinensischen und dann unter dem islamistischen Terror zu leiden hatte und hat. Insgesamt vermittelt Abdullah II. in einem persönlichen Ton gehalten die Motive seines politischen Engagements.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.63 | 2.1 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: König Abdullah II. von Jordanien: Die letzte Chance. Stuttgart: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33646-die-letzte-chance_40297, veröffentlicht am 08.09.2011. Buch-Nr.: 40297 Rezension drucken