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Rolf Steininger

Die Kubakrise 1962. Dreizehn Tage am atomaren Abgrund

München: Olzog 2011; 173 S.; 22,90 €; ISBN 978-3-7892-8275-1
Nach der Stationierung sowjetischer Atomraketen auf Kuba im Herbst 1962 eskalierte der Ost-West-Konflikt. US-Präsident John F. Kennedy sah amerikanische Großstädte dem Risiko eines sowjetischen Erstschlages ausgesetzt und mobilisierte die Streitkräfte. Interkontinentalraketen, Cruise Missiles, Polaris-U-Boote und mit Atombomben bestückte B-52-Bomber wurden in Bereitschaft versetzt und versiegelte Umschläge mit geheimen Einsatzbefehlen ausgeteilt. Die Sowjetunion brachte in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 60 Atomsprengköpfe zu ihren auf Kuba stationierten Raketen. Jede dieser Raketen hätte New York erreichen können, jeder Sprengkopf hatte die Sprengkraft einer Megatonne TNT. Das entspricht der Sprengleistung von 66 Hiroshima-Bomben. Der Historiker Steininger erinnert daran, dass der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro – für dessen Ermordung die Amerikaner schon seit einiger Zeit Pläne in der Schublade hatten – am Morgen des 27. Oktober 1962 Chruschtschow darauf drängte, einen Erstschlag gegen die USA zu führen. Auf der Basis neuesten Quellenmaterials aus westlichen und östlichen Archiven zeichnet Steininger nun den Hergang der Ereignisse nach. Dabei verknüpft er den sowjetischen und amerikanischen Handlungsstrang gekonnt zu einem spannenden Gesamtbild. Er führt die Kubakrise im Kern auf eine unglückliche Verkettung von politischen Ambitionen und persönlichen Unzulänglichkeiten zurück. Seiner Einschätzung nach blieb der Weltgemeinschaft nur durch unglaubliches Glück ein atomares „Armageddon“ (120) erspart. So ging Chruschtschow am 28. Oktober schließlich auf das Angebot Kennedys ein, gegen eine Nichtangriffsgarantie Washingtons mit dem Abzug sowjetischer Atomraketen aus Kuba zu beginnen. Kennedy konnte laut Steininger das Primat der Politik gegenüber dem Militär behaupten und stand nach Beendigung des Konfliktes als strahlender Sieger da. Als Konsequenz aus der Krise wurde der sogenannte Heiße Draht zwischen dem Kreml und Washington eingerichtet.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 2.65 | 2.64 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Rolf Steininger: Die Kubakrise 1962. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33465-die-kubakrise-1962_40051, veröffentlicht am 25.08.2011. Buch-Nr.: 40051 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken