„Was sich im Oktober 1962 abspielte, hatte die Welt nach 1945 noch nicht erlebt. Und zu ihrem Glück ist Ähnliches seither ausgeblieben.“ (7) Greiner – Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung und Professor für Philosophie und Geschichtswissenschaft an der Universität Hamburg – fragt in dieser (für die Reihe typischen) kompakten, knappen Darstellung, „weshalb der ‚Regimewechsel’ auf Kuba sich von einer politischen Option zu einer psychologischen Obsession auswuchs“ (13). Das habe sowohl für Kennedy als auch für Chruschtschow und Fidel Castro gegolten. Dass ausgerechnet diese drei Männer sich als Kontrahenten begegneten, sei ein lange unterschätzter Umstand gewesen. Vieles spreche dafür, dass es mit einer anderen Besetzung an den Staatsspitzen überhaupt nicht zu einer Krise gekommen wäre. Zugleich sei die Krisenpolitik, die Entscheidungsfindung im Laufe der 13 Krisentage jenseits der Hauptprotagonisten von vielfältigen Faktoren abhängig gewesen, mit denen sich der Autor beschäftigt. So schildert er, wie es um die Rolle des Militärs und der Geheimdienste bestellt war, „welchen Handlungsspielraum man untergeordneten Kommandeuren einräumte, inwieweit fehlerhafte Informationen oder gestörte Kommunikation eine Rolle spielten, ob man sich Ausstiegsszenarien zurechtgelegt hatte und welche Risiken vorsätzlich eingegangen wurden“ (14). Die Krise sei zwar am 28. Oktober 1962 entschärft worden, aber von einer Beilegung habe bis weit in den Dezember hinein nicht die Rede sein können. Fraglich sei, ob sich im Kalten Krieg eine Wende vollzogen habe; zwar seien auf allen Seiten Lehren gezogen worden, diese heizten aber in späteren Jahren den Kalten Krieg aufs Neue an. Darin sieht Greiner die eigentliche Bedeutung der Kuba-Krise.