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Werner Polster

Die Krise der Europäischen Währungsunion. Eine ordnungspolitische Analyse

Marburg: Metropolis-Verlag 2014; 402 S.; 34,80 €; ISBN 978-3-7316-1098-4
Die kritischen Entwicklungen in der Eurozone haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass sich das institutionelle Gefüge innerhalb der Europäischen Union gravierend gewandelt hat. Diesen Prozess, besonders hinsichtlich der Ausgestaltung der Wirtschafts‑ und Währungsunion, zeichnet Werner Polster ausführlich nach. Dabei konzentriert er sich auf die Rolle der deutschen Politik, die im weiteren Verlauf des Buches konsequent kritisiert wird. Zwei Maßnahmen werden dabei besonders beanstandet: So fiel erstens die Reaktion auf die Pleite von Lehman Brothers national aus und war kaum mit den europäischen Partnern abgesprochen; zweitens war die Verabschiedung der Schuldenbremse der Präzedenzfall für eine wirtschaftspolitische Maßnahme, die auf falschen Annahmen beruhte und den politischen Handlungsspielraum einschränkte. Im weiteren Verlauf liefert Polster nützliche Hintergrundinformationen in separaten Kapiteln zu den wirtschaftlichen Denkweisen wie der „Fiktionalisierung“ (158) des Austeritätsgedankens, zur Geschichte von Währungsverbünden vor dem Euro (zum Beispiel dem Bretton‑Woods‑System) und zur Entwicklung der europäischen Integration mit der Vorstellung grundlegender Integrationsprämissen. Darauf folgt das Kernstück des Buches, die Darstellung der Transformation der Währungsunion. Bestand vor der Krise noch eine ‚egalitäre‘ Ordnung, in der die Eurozone von den Märkten als einheitlicher Wirtschaftsraum gesehen wurde, was sich auch in einer Konvergenz der Zinsen auf Staatsanleihen niederschlug, ist die Währungsunion nun auf dem Weg in eine ‚hegemoniale‘ Ordnung, in der zwischen den Staaten Wettbewerb herrscht und das Ausscheiden einzelner Länder aus dem Währungsverbund offen als Alternative diskutiert wird. Polsters kritisches Fazit lautet, dass die Ausrichtung der Währungsunion nach deutschem Vorbild – also mit einem starken Fokus auf niedriger Verschuldung und einer Skepsis gegenüber gegenseitigem finanziellem Beistand – auf Dauer Wachstum in Europa behindern kann. Polster stellt sich in seinen Ausführungen dezidiert gegen den ökonomischen Mainstream und bedient sich nicht selten einer umgangssprachlichen Ausdrucksweise. Damit lädt das Buch zur weiteren Reflexion und Debatte an, unabhängig davon, ob man sich der Argumentation anschließt oder nicht.
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Rubrizierung: 3.54.432.342 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Werner Polster: Die Krise der Europäischen Währungsunion. Marburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38198-die-krise-der-europaeischen-waehrungsunion_46686, veröffentlicht am 19.03.2015. Buch-Nr.: 46686 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken