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Thomas Jäger (Hrsg.)

Die Komplexität der Kriege

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 307 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-17311-5
Das Ende des Ost-West-Konflikts bedeutete nicht nur einen epochalen Wandel für die internationalen Beziehungen, sondern auch für die Sicherheitspolitik. Sie habe sich spätestens seit 1989/90 mit neuartigen Bedrohungen und Herausforderungen auseinandersetzen, die nicht mehr im Paradigma der Blockkonfrontation zu verorten seien, schreibt Jäger. Damit einher gehe eine enorme Diversifizierung des wissenschaftlichen Diskurses, in welchem sich eine Vielzahl neuer Konzepte und Forschungsrichtungen herausgebildet habe. Das Ziel der Autoren sei es, diese „Komplexität der Kriege weiter zu vermessen“ (7). Der Band ist in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten Teil stehen Aspekte von „Krieg im Zeichen von Ordnung und Sicherheit“ im Vordergrund. Matthias Zimmer fragt beispielsweise nach der Bedeutung, die das Militär für Großmächte heute noch hat, während Matthias Vogl und Jan-David Blaese die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Hinblick auf ihre Zukunftstauglichkeit analysieren. Im zweiten Teil des Bandes werden Kriege „im Zeichen schwacher Staatlichkeit“ untersucht. So kann Daniel Lambach zeigen, dass Konflikte in fragilen Staaten durchaus gefährlich für ihre stabileren Nachbarstaaten sein können. Johannes Le Blanc hingegen fragt, welche Strategien zur Eindämmung von Gewaltökonomien genutzt werden können. In den Beiträgen des dritten Abschnitts werden „Kriege im Zeichen der Globalisierung“ untersucht, Lars J. Gerdes analysiert den Zusammenhang zwischen den Konflikten und Krisen im ehemaligen Jugoslawien und der Organisierten Kriminalität in Deutschland in den 90er-Jahren. Mischa Hansel widmet sich demgegenüber der Frage, welche Rolle der Weltraum in zukünftigen Konflikten spielen wird und welche Entwicklungen als wahrscheinlich gesehen werden können. Der große Vorteil des Bandes ist, neben der überdurchschnittlichen Qualität der Beiträge, das abgedeckte Themenspektrum. Die behandelte Breite an Themen reflektiert die derzeitige Komplexität sicherheitspolitischer Forschung adäquat und kann somit einen wichtigen Beitrag zur Vermessung der Komplexität der Kriege leisten.
Matthias Seifert (MSE)
Politikwissenschaftler, Lehrer für Gemeinschaftskunde und Englisch, Gymnasium Englisches Institut Heidelberg.
Rubrizierung: 4.41 | 4.1 | 2.65 | 2.67 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Matthias Seifert, Rezension zu: Thomas Jäger (Hrsg.): Die Komplexität der Kriege Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32074-die-komplexitaet-der-kriege_38254, veröffentlicht am 21.09.2010. Buch-Nr.: 38254 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken