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Michael Hüther

Die junge Nation. Deutschlands neue Rolle in Europa

Hamburg: Murmann 2014; 296 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-86774-376-1
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs habe eine Phase der Rückbesinnung auf den Nationalstaat begonnen, schreibt Michael Hüther. Dieser sei keineswegs ein Relikt einer überwundenen Vergangenheit. Vielmehr wertet der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln die Prozesse der Nationsbildung „als Ausdruck einer umfassenden Modernisierung unter den Prinzipien der Freiheit, Rechtsgleichheit und Bürgerlichkeit“ (231). Die Ideen von 1989 entsprächen denen von 1789 und knüpften an sie an. Der europäische Integrationsprozess benötige ein neues Narrativ, das von den Nationen ausgehen müsse. „Die Stärkung der Nationen in Europa verliert dabei das Gemeinsame nicht aus dem Blick, sondern trachtet danach, die Stärke der Nationen für Europa zu mobilisieren und umgekehrt Europa aus diesen Stärken zu verstehen.“ (14 f.) Noch immer sei der Nationalstaat das passende Organisationsprinzip für die Volkssouveränität und so sollte dem Subsidiaritätsprinzip noch mehr Bedeutung beigemessen werden. Dieses Schutzrecht der nationalen Ebene gelte es weiter zu stärken. Die Europäische Union (als Wertegemeinschaft) müsse definieren, wo ihre östlichen Grenzen verlaufen. Denn die räumliche Ausdehnung der Union sei an ihr Ende gekommen. Erweiterungen seien folglich ausgeschlossen, mehr als auf Freihandel konzentrierte Assoziierungsabkommen und privilegierte Partnerschaften sollte die EU nicht anstreben. Das gelte sowohl für die Türkei als auch für die östlichen Nachbarn. Nach der Klärung der Grenzfrage sollte die Option einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft überprüft werden. Den Ausbau der Währungsunion zur politischen Union beurteilt Hüther skeptisch, da Letztere die Freiheit in den Nationen gefährde. Stattdessen gelte es, „die Bedeutung Europas für die Sicherung von Freiheit und Frieden im alltäglichen Leben der Menschen durch Pluralisierung der Lebensformen und Lebensbedingungen so sichtbar und greifbar zu machen, dass aus ‚nationalen Bürgern‘ handlungssouveräne Europäer werden‘“ (255). Eine weitere Europäisierung benötige Zeit und sollte nur in kleinen Schritten vollzogen werden, um die Menschen in den Integrationsprozess einzubinden.
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Rubrizierung: 3.12.312.352.3 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Michael Hüther: Die junge Nation. Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38614-die-junge-nation_46235, veröffentlicht am 09.07.2015. Buch-Nr.: 46235 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken