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Pierre Gottschlich

Die indische Diaspora in den Vereinigten Staaten von Amerika

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Studien zu Ethnizität, Religion und Demokratie 14); 244 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8329-7146-5
Diss. Rostock; Begutachtung: J. Rösel. –„Das Verb ‚to apu’ hat sich für den übertriebenen Gebrauch eines indischen Akzents im Englischen eingebürgert“ (129). Dies erscheint fast etwas ungerecht, sprechen die aus Indien stammenden Einwanderer doch fließend Englisch. Ansonsten aber spiegelt Apu Nahasapeemapetilon doch treffend die Wahrnehmung dieser ethnischen Gruppe – diese „mit großem Abstand wichtigste indo-amerikanische TV-Serienfigur“ (123) ist fleißiger Betreiber des „Kwik-E-Mart“-Supermarktes im Springfield der „Simpsons“ (also von der öffentlichen Wohlfahrt unabhängig), gebildet (Doktor der Informatik), hat eine ebenfalls indische Frau geheiratet und mit ihr viele Kinder bekommen (wenn auch unter dem Einfluss der Hormonzugaben, mit denen die Simpsons dem Glück auf die Sprünge halfen). Gottschlich identifiziert u .a. anhand dieser Darstellung die positiven Vorurteile, wertet Apus mediale Rolle aber auch als Indiz dafür, dass die Inder in den USA integriert sind. Bevor er dies konkret herausarbeitet, umreißt er sowohl die jahrhundertealte Geschichte der indischen Diaspora, geprägt durch Händler, die sich im südostasiatischen Raum und in Afrika niederließen, als auch die jüngere der indischen Diaspora in den USA. Als Zäsur wird das Jahr 1965 genannt – vor diesem Datum hatten die indischen Einwanderer unter willkürlichen Rassezuschreibungen und Diskriminierungen zu leiden. Seitdem aber die USA die Einwanderungsrestriktionen allgemein aufgehoben haben, ziehen vor allem gut ausgebildete Migranten zu – schätzungsweise leben dort mittlerweile deutlich mehr als 2,5 Millionen indischstämmige Menschen, sie stellen u. a. ein „Drittel aller in den USA tätigen IT-Ingenieure“ und haben „mit Abstand das höchste Pro-Kopf-Einkommen“ (19). Von dieser Erfolgsgeschichte (von der es natürlich auch zahlreiche individuelle Ausnahmen gibt) profitiert auch die alte Heimat – die Rücküberweisungen der Diaspora machen „nahezu fünf Prozent des indischen Bruttosozialproduktes aus“ (76). Allerdings wurde auch die hindu-nationalistische Bharatiya Janata Party (BJP) unterstützt. Mittlerweile werde dies, so der Autor, kritischer gesehen. Zudem rücke – nach der wirtschaftlichen Etablierung – das politische Engagement in der neuen Heimat stärker in den Mittelpunkt des Interesses, Gottschlich stellt einige Politiker und hohe Beamte vor. „Die indo-amerikanische Gemeinschaft besitzt alle Voraussetzungen, um sich dauerhaft als ernstzunehmende politische Kraft in den Vereinigten Staaten zu etablieren.“ (207) Insgesamt wird mit dieser Studie ein erhellender Blick auf eine moderne Migrationsbewegung in der globalisierten Welt geworfen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.64 | 2.23 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Pierre Gottschlich: Die indische Diaspora in den Vereinigten Staaten von Amerika Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35226-die-indische-diaspora-in-den-vereinigten-staaten-von-amerika_42419, veröffentlicht am 06.09.2012. Buch-Nr.: 42419 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken