In seinem Essay will Bierling neue Wege für die Stärkung der Macht Europas in der Weltpolitik darlegen. Mit dem Ende des Kalten Krieges sei auch das Ende der Weltmacht Europa einhergegangen. Die nicht mehr bestehende Konfrontation zwischen West und Ost habe dazu geführt, dass die USA ihr Interesse am Verbündeten Europa verloren hätten, wodurch sich der Einfluss der europäischen Staaten auf globaler Ebene deutlich vermindert habe. Bierling sieht jedoch die Notwendigkeit einer weltweiten außen- und sicherheitspolitischen Verantwortung Europas, insbesondere auch hinsichtlich der Förderung von Demokratisierungsprozessen in anderen Staaten. Daher geht er der Frage nach, wie die europäischen Staaten ihr Gewicht in der Weltpolitik stärken könnten. Bevor er seinen Lösungsvorschlag nennt, zeigt er anhand der sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen, demografischen und ideellen Dimensionen von Macht auf, wie sich die Situation Europas gegenwärtig darstellt. Im Folgenden kommt er zu seiner eingangs aufgestellten Frage zurück. Seine Antwort darauf lautet: Europa könne nur an Bedeutung gewinnen, sofern es die Rolle eines Juniorpartners der Vereinigten Staaten einnehme und sich dem mächtigsten Akteur der Welt anschließe. Auf diese Weise könnte Europa versuchen, die Außenpolitik der USA zu beeinflussen. Gleichzeitig könne Washington die Europäer bei der Bewältigung der eigenen Probleme unterstützen. Dass einer solchen Strategie auch innereuropäische Hindernisse im Weg stehen, ist Bierling durchaus bewusst. Dennoch hält er sie für die sinnvollste Methode, den erfolgten Machtverlust Europas zu kompensieren. Die Stärkung der transatlantischen Beziehungen solle daher zum Schwerpunkt der europäischen Außenpolitik gemacht werden. Bierlings Aufsatz stellt eine relativ knappe Auseinandersetzung mit der Rolle Europas in der Welt dar, die auf Basis seiner eigenen Sichtweise neue Wege für Europa aufzeigt, die sicherlich Anlass zur Diskussion geben dürften.