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Daniel Josten

"Die Grenzen kann man sowieso nicht schließen" Migrantische Selbstorganisation – zivilgesellschaftliches Engagement zwischen Ausschluss und Partizipation

Münster: Westfälisches Dampfboot 2012; 232 S.; brosch., 27,90 €; ISBN 978-3-89691-902-1
Diss. Köln. – Art und Zustand der migrantischen Selbstorganisation lassen Rückschlüsse über die Fähigkeit einer Gesellschaft zu, mit wachsender Vielfalt umzugehen, so lautet die Ausgangsthese des Autors. Vor diesem Hintergrund untersucht Daniel Josten die Rahmenbedingungen und Erscheinungsformen des freiwilligen Engagements von Migrantinnen und Migranten im urbanen Raum. Im ersten, allgemeinen Kapitel zur Lage von Zugewanderten in Deutschland legt er dar, wie der Umgang mit Migration durch den institutionellen Rahmen geprägt ist. Ein Hauptproblem sieht Josten darin, dass Migranten in unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden, dadurch könne Diskriminierung bereits „aufgrund von formalrechtlich festgeschriebenen Strukturen wirken“ (20). Je nach rechtlichem Status werden Zugewanderte in ökonomischen, sozialen oder kulturellen Bereichen benachteiligt. „Entsprechend unterschiedlicher Zuweisungen, politischer Bewertungen und Behandlung von MigrantInnen gibt es diesen gegenüber auch seitens der autochthonen Bevölkerung ein von tolerant bis rassistisch variabel daherkommendes Auftreten.“ (31) Wie Zugewanderte sich angesichts dieser strukturellen Bedingungen gesellschaftlich engagieren und in der Öffentlichkeit Gehör verschaffen, untersucht Josten im zweiten Teil empirisch am Beispiel Kölns. Ein Drittel der Kölner Bevölkerung weist einen Migrationshintergrund auf, jeweils drei Millionen Menschen stammen aus der Türkei und aus Russland, sodass er für seine Analyse eine türkischstämmige Vereinigung, die „Föderation demokratischer Arbeitervereine e. V. (DIDF)“, und einen Verein von Russischsprachigen, „PHOENIX-Köln e. V.“, ausgewählt hat. Beide Vereine streben – mit unterschiedlichen Herangehensweisen – eine gesellschaftliche Besserstellung an und setzen sich für eine gleichberechtigte Teilhabe am urbanen Alltag, etwa am Arbeits- oder Wohnungsmarkt, ein. Zusätzlich werden illegale Migranten beispielhaft einbezogen und die Perspektive der Stadtverwaltung berücksichtigt. Josten stellt Selbstverständnis und Positionen der untersuchten Akteure ausführlich dar und bietet einen differenzierten Einblick in die migrantische Selbstorganisation. Ihr zivilgesellschaftliches Engagement werde zwar tendenziell anerkannt, doch bestehe die Gefahr, für sozialpolitische Zwecke instrumentalisiert zu werden. Andererseits zeige sich, so der Autor, dass „Mängeln bezüglich der Fähigkeiten im Umgang mit wachsender Vielfalt etwas entgegengesetzt werden kann“ (218).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Daniel Josten: "Die Grenzen kann man sowieso nicht schließen" Münster: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35494-die-grenzen-kann-man-sowieso-nicht-schliessen_42806, veröffentlicht am 31.01.2013. Buch-Nr.: 42806 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken