Im Unterschied zu anderen Politikfeldern ist die europäische Integration im Bereich der gemeinsamen Handelspolitik (GHP) traditionell weit fortgeschritten, bereits die Europäische Gemeinschaft wurde auf internationaler Ebene als einheitlicher wirtschaftspolitischer Akteur wahrgenommen. Obwohl sich mit dem Vertrag von Lissabon dem Wortlaut nach nur geringfügige Veränderungen des verfassungsrechtlichen Rahmens der GHP ergeben haben, hat „Lissabon“ doch Einfluss auf die Zukunft der wirtschaftspolitischen Kompetenzen der Europäischen Union. Diese Veränderungen diskutieren deutsche, schweizerische und österreichische Rechtswissenschaftler und führende Experten auf diesem Gebiet in den Beiträgen, die auf Vorträgen einer im September 2010 in Berlin vom Arbeitskreis Europäische Integration e. V. abgehaltenen Tagung basieren. Von dieser Tagungsstruktur profitiert der gesamte Band, da die Beiträge zumindest innerhalb der vier Sektionen aufeinander Bezug nehmen. Exemplarisch sei dies kurz anhand des ersten Teils über die föderale Handelspolitik im europäischen Verfassungsverbund demonstriert. Michael Hahns und Jörg Philipp Terhechtes Thesen, zwischen der ausgedehnten Außenhandelskompetenz der EU und der Mitgliedschaft der EU-Staaten in der Welthandelsorganisation bzw. zwischen der ausgedehnten Außenhandelskompetenz der EU und dem nationalen Verfassungsrecht bestehe ein Konfliktverhältnis, widerspricht Wolfgang Weiß energisch. Aus seiner Sicht entzieht die Erweiterung der Außenhandelskompetenzen der EU weder „den Mitgliedstaaten [...] den Boden für die weitere Mitwirkung bei der WTO“ (51) noch sei ein Rechtskonflikt zwischen nationalem Verfassungsrecht und dem neu geschaffenen EU-Handelsrecht wahrscheinlich.